Das ist nicht schön:Geschmackssache

Lange Nacht der Konsulate

Fototermin fürs Album: Thailand präsentierte sich nicht nur kulinarisch, sondern auch optisch äußerst pittoresk.

(Foto: Lukas Barth)

Teigtäschchen, Elchsalami, Braunkäse und Knäckebrot - die "Lange Nacht der Konsulate" füllt den Magen, aber nicht den Kopf

Von Christiane Lutz

Freilich, der süße Braunkäse aus Norwegen schmeckt verdammt lecker. Die finnische Limonade auch. Und dann die thailändischen Teigtäschchen, sofern man eins ergattern und sich gegen die Horden hungriger Menschen durchsetzen konnte, die den thailändischen Stand auf der "Langen Nacht der Konsulate" umströmten. Keine Frage, der Appetit war an dem Abend deutlich größer als die Lust am kulturellen oder gar politischen Austausch. Dabei hatte Friedeman Greiner, Generalsekretär des Konsularischen Korps München, zu Beginn der "Langen Nacht" im Museum Fünf Kontinente noch einen flammenden Appell gegen die Ignoranz gehalten. Um Neugierde auf andere Länder sollte es bei der Veranstaltung doch gehen, und darum, Vorurteile abzubauen. Nicht zuletzt gegen die Konsulate selbst, die im Münchner Stadtbild doch oft recht wenig einladend wirkten, wie Greiner schon vorher betont hatte. Aber gut gemeint ist halt nicht gut gemacht.

35 der 111 in München beheimateten internationalen Konsulate hatten teilgenommen an der zweiten "Langen Nacht der Konsulate". Um den Besuchern die Wege zu verkürzen, waren die an einigen Hotspots zusammengelegt, im Museum Fünf Kontinente beispielsweise, im Jagd- und Fischereimuseum und der Merkurbank an der Bayerstraße. Das ergibt aus Gründen der Bequemlichkeit natürlich Sinn, führte aber leider dazu, dass die ganze Veranstaltung den Charakter einer Food- und Tourismusmesse hatte. Überall Reiseprospekte, kleine Goodie-Bags, und nein, mit dem Konsulat habe man als Reiseveranstalter nur so indirekt zu tun, und der Konsul sei auch gerade nicht da. "Drüben, in Südafrika, da gab's nicht mal was zu essen", echauffiert sich eine Besucherin des finnischen Standes. Am Stand der Schweden im Jagd- und Fischereimuseum buttert eine Ungeduldige ihr Knäckebrot in der Zwischenzeit einfach selbst, der Knäckebrotverantwortliche hat zu lang geplaudert. Dass er die dazu passende Elchsalami zu Füßen eines ausgestellten Elchskeletts serviert, entbehrt natürlich nicht einer gewissen Komik. Am Stand von Island, das seit dem sympathischen Auftritt der Fußballnationalmannschaft einiges an Imagepunkten gesammelt haben dürfte, bekommt man einen Schnaps gegen ein lautes "Huh!", den Schlachtruf der Mannschaft.

Zu erfahren gab es auf Nachfrage dann immerhin doch das eine oder andere. Wer hätte zum Beispiel gewusst, dass die politische Lage in Nicaragua schon deswegen stabil ist, weil ein großes deutsches Autozubehörunternehmen dort investiert. Oder dass Pakistan trotz Terrorgefahr gar ein "völlig unproblematisches Land" zum Reisen ist, wie Honorarkonsul Pantelis Christian Poetis versichert. Wer auf solche Nachrichten hin ein plötzliches Bedürfnis nach Besinnung und innerer Einkehr verspürte, für den hatten wieder die Thailänder etwas im Angebot. Im großen Vortragssaal des Museums Fünf Kontinente führten buddhistische Mönche aus dem Wat-Thai eine Gesangsmeditation vor.

Sicher hat jedes Volk - und ganz besonders in Krisenzeiten - das Recht, sich zwischendurch auch mal den schönen und leichten Dingen zu widmen. Den Besuchern das zu zeigen, worauf man stolz ist - sei es die Natur, die Papierfaltkunst und eben das Essen. Für eine "Lange Nacht der Konsulate", die tatsächlich als kultureller Austausch gedacht war, hätte man sich dann aber doch gehaltvollere Inhalte, ein klareres Konzept und weniger Selbstdarstellung gewünscht. Das wäre schön gewesen.

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