Cro im Interview:"Ich bin immer noch Rapper"

Er lieferte in der Vergangenheit einen Hit nach dem anderen, nun erscheint sein neues Album "Melodie". Ein Gespräch mit Rapper Cro über das Erwachsenwerden, Radio-Hits und das "Einfach machen"-Prinzip.

Von Toni Lukic

Rapper und Pandamaskenträger Cro hat das unsägliche Talent, Ohrwürmer am laufenden Band zu liefern. Damit hat er sich, ohne es zu planen, vom Kinderzimmer-MC zum derzeit vielleicht erfolgreichsten Musiker Deutschlands katapultiert. Mit seiner Entspanntheit sorgte er dafür, dass Rap endgültig im Mainstream angekommen ist. Nun erscheint sein zweites Album "Melodie".

SZ.de: Beschäftigst du dich mit dem Erwachsenwerden?

Cro: Eigentlich nicht so sehr. Ich merke zwar, dass ich gerade erwachsen werde, aber so ganz habe ich es noch nicht verstanden.

Hast du denn eine Vorstellung vom Erwachsensein?

Um ein typisch Erwachsener zu werden, dauert es noch ein bisschen bei mir. Vielleicht werde ich es auch nie. Job, Familie, Kinder und "Jungs, ich komme heute nicht mehr feiern", dafür bin ich noch lange nicht bereit.

Wenn man viel Geld hat, muss man doch ohnehin nicht zwingend erwachsen werden.

Aber um sich das zu verdienen, muss man abgecheckt sein. Damit Geld reinkommt, muss man früh aufstehen und etwas dafür tun. Wenn man es irgendwann geschafft hat, kann man wieder das Kind raushängen lassen.

Zum Erwachsensein gehört auch Verantwortung. Spürst du die, wenn du an dein Label oder an deine Fans denkst?

Ich kann ja einfach meine Maske abnehmen und, zack, ist alles wieder entspannt. Aber klar, wenn es darum geht, die neue Kollektion fertig zu machen, Mitarbeiter einzustellen oder das Album zu besprechen, dann bin ich kurz erwachsen und bin mir auch meiner Verantwortung bewusst.

Aber wenn es um die Musik geht?

Wenn es ums Musikmachen geht, dann bin ich der Boss. Die ganzen "Alten" bei Chimperator (Cro's Label Anm. d. Red.) sagen "Mach du, junger Mann"(lacht). Aber mal ernsthaft: So alt sind die gar nicht. Ich bin eben noch sehr jung! Aber die vertrauen mir und glauben, dass ich weiß, was ich tue. Klar wollen die, dass ich Hits abliefere, aber die kommen ja von alleine.

Hast du mittlerweile das Geheimnis eines Hits entschlüsselt?

Wie erkläre ich das am besten (überlegt lange)? Es gibt natürlich Akkorde, die immer zueinander passen und die hundertprozentig funktionieren. Eine Hit-Formel gibt es aber trotzdem nicht. Je einfacher und schneller der Beat gemacht wird, desto besser wird er. Verkopfte Rumfrickelei nach irgendeinem Schema funktioniert nicht. Ich spiele, probiere rum und dann baue ich es aus. So läuft das.

Viele Künstler wollen im Radio gespielt werden aber schaffen es nicht. Was machst du anders als sie?

Ich kann es dir wirklich nicht sagen. Wenn ich aber Songs im Radio höre, die in Heavy Rotation laufen, denke ich mir oft: Was für ein langweiliges Lied! Viele Songs sind komplett beliebig. Eine Männer- oder Frauenstimme trällert irgendwas, dann kommt der Teil im Song für die Clubs und dann wird wieder geträllert. Da bin ich dann Kritiker und überlege, was ich anders gemacht hätte.

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Glück, Gespür und gute Arbeit

Viele werfen dir vor, dass deine Songs auch beliebig seien. Was unterscheidet deine Musik von anderen Liedern, die im Radio laufen?

Ich versuche, meine Songs mit Hit-Potenzial so simpel wie möglich zu halten. Dazu eine eingängige Melodie, dann funktioniert es auch. Texte, die krasser sind und die vielleicht nicht jeder rafft, packe ich woanders rein.

War es dir wichtig, beim neuen Album "Melodie" mehr Themensongs zu schreiben?

Bei diesem Album habe ich mir bei den Texten mehr Mühe gegeben. Normalerweise arbeite ich einen Tag lang an den Beats, mache sie fett und fahre mit den Texten einfach nur drüber. Aber ich bin immer noch Rapper, bei diesem Album wollte ich es umdrehen und auch die Texte fett machen, indem ich viele verschiedene Ideen reinbringe.

Fällt es dir schwerer, Texte zu schreiben oder Beats zu bauen?

Beats zu bauen ist wie Playstation spielen. Du spielst und spielst und irgendwann kommt etwas raus. Beim Texten muss man sich hinsetzen und überlegen, was man sagen will und was man schon erzählt hat. Das ist viel mehr Arbeit.

Hast du schon reflektiert, welche Bedeutung du für den Erfolg von Deutschrap hast?

Ich hasse es, wenn Leute um mich herum sagen, dass ich der Krasseste bin. Das verdirbt den Charakter. Ich sehe es nicht so, dass ich irgendeinen großen Einfluss auf das Genre habe. Ich mache einfach meine Musik und dass andere die feiern, finde ich cool. Ich merke aber schon, dass ich in manchen Sachen Trendsetter bin und dass Dinge, die ich mache, eine Auswirkung haben. Aber ich mache es ja nicht geplant. Da ist viel Glück, ein bisschen Gespür für die richtigen Dinge und viel gute Arbeit von "den Alten" dabei.

Kann diese "Einfach machen"-Philosophie manchmal nach hinten losgehen?

Im Grunde heißt es, dass du nicht zu verkopft an die Dinge herangehen solltest. Aber es stimmt - manchmal habe ich keine Zeit oder Lust, über Dinge nachzudenken, entscheide etwas und denke mir im Nachhinein, dass ich es doch hätte anders machen sollen. Bei mir gibt es allerdings so viele offene Baustellen, dass manche Entscheidungen einfach schnell getroffen werden müssen, ohne groß nachzudenken. Aber meistens liege ich richtig.

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