Contergan-Skandal:"Grünenthal hat Angst"

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Im Rechtsstreit um den Contergan-Film des WDR zieht das Pharma-Unternehmen seine Verfassungsbeschwerde zurück. Die Gründe sind umstritten.

Im Rechtsstreit um den Contergan-Film des Westdeutschen Rundfunks hat das Pharmaunternehmen Grünenthal seine Verfassungsbeschwerde gegen Urteile des Hamburger Oberlandesgerichts zurückgezogen.

Katharina Wackernagel als Mutter der Contergan-geschädigten Katrin (Denise Marko) im Zweiteiler "Contergan". (Foto: Foto: ddp)

Damit gebe Grünenthal aber nicht seinen Standpunkt auf, dass der Film die Rechte der Firma verletzte, teilte das Aachener Unternehmen am Dienstag mit. "Wir sind der Meinung, dass der Film auch in seiner gesendeten Fassung die Rechte unseres Familienunternehmens massiv verletzt", betonte Sebastian Wirtz, geschäftsführender Gesellschafter der Firma.

Der Contergan-Hersteller hatte versucht, mit der Beschwerde in Karlsruhe eine Ausstrahlung des Films über den Schlafmittel-Skandal bis zu einer endgültigen Entscheidung über den Inhalt des TV-Zweiteilers zu verhindern. Der Film wurde aber nach einer Gerichtsentscheidung Anfang November bereits im Fernsehen gezeigt. Sieben Millionen Zuschauer sahen den den Zweiteiler im Ersten Programm.

Der TV-Film thematisiert den Skandal um das Schlafmittel Contergan, nach dessen Einnahme tausende Frauen Ende der 50er Jahre missgebildete Kinder geboren hatten. In dem Rechtsstreit um den Film des renommierten Regisseurs Adolf Winkelmann ("Nordkurve", "Engelchen flieg") geht es letztlich um die Abwägung zwischen Kunstfreiheit und dem Schutz von Persönlichkeitsrechten. Grünenthal wirft dem WDR und der Produktionsgesellschaft Zeitsprung zahlreiche falsche Darstellungen der historischen Tatsachen vor.

Die Verfassungsrichter hatten im September 2007 die Ausstrahlung des Films mit einer einstweiligen Anordnung zugelassen, dabei aber nicht über die Rechtmäßigkeit des Films entschieden. Der Streit über den Film bleibt vor dem Landgericht Hamburg anhängig. Am 14. März wird ein Urteil erwartet.

Die Rücknahme der Verfassungsbeschwerde begründete Grünenthal nun damit, sich auf dieses Verfahren fokussieren zu wollen. Die Firma habe "einen Vorschlag des Verfassungsgerichts" aufgenommen, hieß es. Der Justiziar von Zeitsprung, Mirek Nitsch, bewertete das Vorgehen anders. "Wir haben bereits eine positive Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Grünenthal hat offenbar Angst, dass diese Entscheidung in der Hauptsache bestätigt wird", sagte er.

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