Computerspiel in der Civ-Nachfolge:Antiker Baumeister

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In "CivCity Rom" schlüpft der Spieler in die Rolle eines römischen Stadtverwalters. Alles pädagogisch wertvoll und politisch korrekt.

Philipp Mattheis

Auf der Verpackung von "CivCity Rom" prangt ein Aufkleber. Auf dem steht: "Empfohlen von Wissen.de und Langenscheidt". Die Vermutung liegt nahe: Es handelt sich um ein Spiel mit Lerneffekt. Der Spieler erfährt viel über römische Häuser, Ernährung, Straßenbau, Religion und ihre Wechselwirkungen. Eben das, was vor 2000 Jahren die Römer so beschäftigte.

Und auch das Präfix "Civ" kommt nicht von ungefähr. "CivCity Rom" kommt von den Machern des Klassikers "Civilization 4". Zwei Zusätze, die ein pädagogisch wertvolles und suchterzeugendes Spielvergnügen nahe legen.

Zumindest Ersterem lässt sich voll zustimmen. "CivCity Rom" ist nach all den Shootern, Weltkriegsstrategien- und Realtime-Schlacht-Gemetzel endlich mal wieder ein gutes Spiel, das man getrost einem Achtjährigen in die Hände drücken kann. Der Bub wird anschließend keine Gewaltfantasien haben oder vom 2. Weltkrieg schwärmen, dafür aber alles über römische Olivenölproduktion und antike Tunikenwebereien wissen. Das ist nicht wenig und sollte keinesfalls unterschätzt werden. Denn wie in "Civ 4" erfährt man, dass in hochkompplexen Systemen auch Details und Randaspekte Wirkungen und Nebenwirkungen entfalten können, auf die man mit bloß linearem Denken nicht gekommen wäre. Der Schmetterling, der einen Tornado auslöst, lässt grüßen.

Antike Ziegenzucht und Steinbruchschufterei

Das Spiel erklärt seine Funktionalitäten selbst - dank der in Civilization-Reihe erprobten Beraterfunktionen. Das funktioniert so gut, dass man nicht einmal die Bedienungsanleitung lesen muss. Geht es in der ersten Mission noch darum, Häuser und eine Ziegenfarm zu errichten, muss der Stadtherr in der zweiten schon eine durch Waldbrände gefährdete Olivenplantage neu errichten und mit einer Feuerwehr beschützen. So steigert sich die Komplexität und Schwierigkeit von Mission zu Mission.

Nebenbei kann auch noch geforscht werden. Der Technologie-Baum orientiert sich dabei stark an Civilization. Ist die Viehzucht erforscht, kann eine Ziegenfarm gebaut werden. Und nach Entdeckung der Religion lassen sich Tempel bauen, die wiederum die Stadtbürger glücklicher machen.

"CivCity Rom" glänzt mit zahlreichen kleinen Details: Jeder Bürger lässt sich per Mausklick befragen. Er hat einen eigenen Namen und Beruf und sagt, was ihm in der Stadt nicht oder gut gefällt. Jedes Gebäude ist mit einer Frage-Funktion ausgestattet, die dem Spieler alles über den antiken Häuserbau erklärt. Die Empfehlungen auf der Verpackung sind also durchaus berechtigt.

Der Zusatz "Civ" hat allerdings wohl eher marketingtechnische Gründe. Mit der Civilization-Reihe hat das Spiel dann doch relativ wenig zu tun. Älteren Spielern wird "CivCity Rom" aber bekannt vorkommen; das Spielprinzip ist nicht ganz neu. In "Sim City" von Will Wright etwa konnte man bereits Ende der 80er Jahre seine eigene Stadt aufbauen und verwalten. Die "Age of Empires" der Konkurrenz reiten einen ähnlichen Stiefel. Einen Kreativpreis wird "CivCity Rom" somit kaum gewinnen.

Alles in allem aber ein gutes Spiel, das man mit bestem Gewissen seinen Kindern geben kann, um es dann selber zu spielen.

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