Commedia dell'Arte:Peng!

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Andrea Wenzl, Markus Meyer und Peter Simonischek im Gasthaus zum freundlichen Paten. (Foto: Reinhard Maximilian Werner)

Christian Stückl holt seine Inszenierung von Carlo Goldonis "Diener zweier Herren" von der Wiener Burg als Gastspiel ans Münchner Volkstheater

Von Egbert Tholl

Als Christian Stückl im Mai 2016 zur Eröffnung der Ruhrfestspiele Recklinghausen Carlo Goldonis "Diener zweier Herren" inszenierte, muss ihm, so ist zu vermuten, die Beschäftigung mit diesem Komödienstoff reichlich seltsam vorgekommen sein. Davor hatte er an seinem Münchner Volkstheater "Schuld und Sühne", Hochhuths "Stellvertreter" oder Sobols "Ghetto" inszeniert, Stoffe also, die kaum weiter entfernt sein konnten von Goldonis Versuch, die Commedia dell'Arte zu literarisieren und das aufzuschreiben, was im Stegreifspiel lustige Konvention geworden war. Gleichzeitig war dies eine Produktion des Wiener Burgtheaters, wo Stückl sie auch entwickelte und dann halt mit ihr zur Premiere ins Ruhrgebiet fuhr. Nun reist sie wieder, nicht so weit, von Wien nach München, und ist am 11., 12. und 13. Januar am Volkstheater zu sehen.

In Recklinghausen entwickelte sich damals nach der raschen Überwindung des Fremdelns vor der riesigen Festspielhausbühne eine Art frei galoppierender Irrsinn, den Christian Stückl aus zwei Bestandteilen heraus konstruierte: Zum einen ließ er eine extrem unverzopfte, geradezu grobe Textfassung erstellen, zum anderen vertraute er den Burgschauspielern absolut, was ihm nicht schwer gefallen sein dürfte, spielen da doch etwa Peter Simonischek, Sebastian Wendelin, Mavie Hörbiger und Andrea Wenzl mit.

Aus der Liebes- und Verwechslungsklamotte formte Stückl eine Mafia-Ballade, mit halbseidenen Typen, seidenen Nadelstreifen und Pistolen, mit denen sich wunderbar herumfuchteln ließ. Mit der Musik von Tom Wörndl wehte das Flair der "Paten"-Filme herein, die Drehbühne von Stefan Hageneier war ein doppeltes Wirtshaus mit feinem Mafia-Flair: Türen, Fenster, Bretter, links Wirtshaus, rechts Wirtshaus, jeweils identisch, deshalb hervorragend geeignet für die Rasanz der Szenenwechsel, die so ein Goldoni-Quatsch halt braucht - es war a Hetz!

Diener zweier Herren , Gastspiel des Wiener Burgtheaters im Münchner Volkstheater, Donnerstag, 11. Januar, 19.30 Uhr, Freitag, 12. Januar, 19.30 Uhr, Samstag, 13. Januar, 19 Uhr, Brienner Straße 50

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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