Comic: Kunst ist ....:Wenn man trotzdem lacht

Der New Yorker Maler und Illustrator Jean-Philippe Delhomme zieht in seinem Comic ironisch über die Welt der zeitgenössischen Kunst her - und über ihre Betrachter. Die Bilder.

Charlotte Frank

10 Bilder

Delhomme/ Liebeskind

Quelle: SZ

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Ich weiß, es ist lächerlich, aber immer wenn ich eine Galerie betrete, fühle ich mich verpflichtet, "interessant" auszusehen.

Auf herkömmlichen zeitgenössischen Kunstausstellungen gibt es eine goldene Regel: Die Kunst muss ernst genommen werden. Auch Komisches, Absurdes, Albernes.

Text: Charlotte Frank/sueddeutsche.de/jb/rus

Delhomme/ Liebeskind

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Ich war gerade damit beschäftigt, für die Biennale von Osaka mein Frühstück zu dokumentieren, als mir aufging, dass ein ganzes Kuratorenleben nicht ausreichen würde, um sich alle Künstlervideos auch nur eines einzigen Jahres anzuschauen.

Nur Menschen, die abends in Uschis Eckkneipe kegeln gehen, die ihre Wohnung mit Gelsenkirchener Barock möblieren und Ballonseide tragen, ....

Delhomme/ Liebeskind

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Verzeihen Sie, aber ich kann einfach nicht anders, als meine Sammler zu verachten.

.... nur dem stereotypen kunstfernen Menschen also, würde es nicht übel genommen werden, wenn er sich über zeitgenössische Kunst lustig machte.

Delhomme/ Liebeskind

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Mein schlimmster Fauxpas als Galerieassistentin war, dass ich mir mit dem "Bestickten Schinken" eines Künstlers, den wir gerade ausstellten, ein Sandwich gemacht habe.

Dieser Mensch dürfte laut durch die Galerie blöken, das so ein Krickelkrakel auch von ihrer dreijährigen Nichte stammen könnte. Oder dass der künstlerisch arrangierte Dreckrand in der Expositions-Badewanne mal eine Ladung Ajax verdient hätte.

Delhomme/ Liebeskind

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Wir waren gerade dabei, eine Performance in unserem paramilitärischen Twingo durchzuführen, als wir einem anderen Kollektiv begegneten, das sich ebenfalls mit Widerstandsstrategien beschäftigte, und so haben wir uns gegenseitig terrorisiert.

Dem Kunstfreunde aber, oder dem, der als solcher gelten möchte, bleibt solcherlei Spaß versagt. Bis auf Jean-Philippe Delhomme - und sein Publikum.

Delhomme/ Liebeskind

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Wir waren ob der formalistischen, fast nostalgischen Aspekte des Werks schon ein wenig verlegen, als sich herausstellte, dass es sich lediglich um einen punktuellen Eingriff in das Heizungssystem handelte.

Delhomme ist ein in New York lebender Maler und Illustrator, dessen Bilder in Magazinen wie dem New Yorker, GQ und A.D. veröffentlich werden und der mit eigenen Ausstellungen seit Jahren weltweit erfolgreich ist.

Delhomme/ Liebeskind

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Aber nein! Die Künstler spielen nicht einfach nur herum.

Ausgerechnet so einer bringt es nun fertig, ungeniert über moderne Kunst und die dazugehörige Szene herzuziehen - und das auch noch in einem bunten Coffeetable-Book abzudrucken: Sein im Liebeskind-Verlag erschienener Comic "Zeitgenössische Kunst", eine Sammlung schnell hingeworfener Farb-Gouachen, karikiert Künstler und Galeristen, Betrachter, Sammler und Werke und entlarvt mit bissigem Humor eine zum Grotesken neigende Kunstwelt, die nur noch um sich selbst kreist.

Delhomme/Liebeskind

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Wegen einer gewissen Gleichgültigkeit im Gebaren der Galerieassistentin hatte ich keine Lust mehr, an meiner Kette zu zerren, um wie vorgesehen die Besucher zu beißen.

Delhomme malt den verklemmten Galeriebesucher im schwarzen Rollkragenpullover, der sich darin übt, interessant auszusehen. Bildet absurde Kunstliebhaber ab, die unbedingt mitreden wollen - ob es nun um das Aktionskunstwerks eines nackten Kreativen in der Rolle eines bissigen Kettenhundes geht oder um eine schöpferische Performance im paramilitärischen Twingo.

Delhomme/ Liebeskind

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Es ist traurig, festzustellen, dass eine gewisse Anzahl von Besuchern sich eher für die Vorführgeräte interessiert als für die Werke, die gezeigt werden.

So entwirft er ein ironisches Sittengemälde einer egozentrischen Welt, in der es seiner Meinung nach vor allem um eins geht: "Aus wenig viel zu machen und damit möglichst viel Aufsehen zu erregen."

Delhomme/ Liebeskind

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Natürlich wird einem Publikum, das sich ungern den Kopf zerbricht, der Zugang durch die Popkultur erleichtert.

Bilder und gefettete Zitate stammen aus dem besprochenen Band: Jean-Philippe Delhomme, Zeitgenössische Kunst, Liebeskind-Verlag, 18,95 Euro.

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