Tuschebilder, die im Leser so herb nachhallen wie der Klang einer perkussiv gespielten akustischen Gitarre: Für "I see a darkness", seine Schilderung des bewegten Lebens von Johnny Cash, hat Reinhard Kleist vor einigen Wochen beim Comic-Salon in Erlangen den Preis für das beste deutschsprachige Album erhalten. Das war fast eine Premiere. Gerade ein Mal hat die Jury in früheren Jahren ein vergleichbares Werk gewürdigt: Hugo Pratts "Saint-Exupéry - Sein letzter Flug." Anders als autobiographische Comics, die mit einem beträchtlichen Hipness-Faktor wuchern können, haben Comic-Biographien aus zwei sehr unterschiedlichen Gründen keinen allzu guten Ruf. Einerseits kann ihnen etwas Unseriöses, leicht Schmuddeliges zu eigen sein; in den USA locken Star-Porträts in Heftchenform gerne mit Schlüssellochreizen. Andererseits gelten Comic-Biographien, weil sie zum weiten Feld der Sachcomics gehören, vielen als dröge und belehrend; ästhetisch Aufregendes erwartet man von ihnen nur bedingt. Die dickleibige Graphic Novel, die Ho Che Anderson, der wichtigste afroamerikanische Comic-Zeichner, Martin Luther King gewidmet hat, scheint solche Vorbehalte auf den ersten Blick zu bestätigen.
Text: Christoph Haas/SZ vom 8.7.2008/mst/rus
Die Fotos stammen aus den besprochenen Bildbänden, s.u.