Comedy bei Sat 1:Es soll gelacht werden

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Sat 1 hat ein schlimmes Jahr hinter sich. Unter dem Motto "2008 wird ganz neu gelacht", probiert der Sender nun mit vier neuen Comedy-Sendungen den Aufschwung. Drei davon sind leider ziemlich daneben.

Marc Felix Serrao

Am iTeam ist schon der Titel eine Frechheit. A-Team hieß eine populäre US-Serie der Achtziger, in der vier Ex-Soldaten Menschen in Not beistehen, mit Knarren und coolen Sprüchen. Vom Charme des Klassikers fehlt beim iTeam jede Spur. Die neue Sat-1-Comedy spielt in einer IT-Abteilung. "Belegte Brötchen vom Vortag, das ist es, was wir sind für die", beklagt einer der Computer-Nerds sein geringes Ansehen in der Firma. Dann greift er sich die Semmel des Kollegen. "Äh, Tom", warnt der, "das belegte Brötchen ist vom Vortag".

Unmunter weiter

So geht es unmunter weiter. Abgesehen vom viel zu alten Klischee des verklemmten Computertrottels (und der Tatsache, dass auch diese Serie die fast exakte Kopie eines besseren britischen Vorbilds ist) erwürgt Regisseur Heinz Dietz jeden Gag, indem er ihn doppelt und dreifach bringt. In einer Szene freut sich die neue IT-Chefin (Britta Horn) über die Unisextoiletten. "Super, das ist ja wie bei Ally McBeal", seufzt sie. "Nur hier arbeiten alle und haben keinen Sex auf dem Klo", antwortet Firmenchef Oswald Bornholm (typgerecht, aber verschenkt: Sky du Mont). Als sie mit investigativem Augenaufschlag nachguckt, sieht sie ein knutschendes Paar.

"2008 wird ganz neu gelacht" heißt es bei Sat 1. Mit dem iTeam ( 21.45 Uhr) liefen am Freitag auch 3 ein Viertel (21.15 Uhr) und Two Funny (22.45) an. Am Samstag folgten um 23.30 Uhr die Sketch News, die nach Angaben des Senders "rasant, manchmal grotesk und niemals politisch korrekt" sein sollen.

Aber nicht sind. Der Comedian Axel Stein hat als kalauernder Moppel seit 1999 einige anspruchslose, aber passable Nebenrollen besetzt. Für die Hauptrolle reicht es nicht. Einmal spielt er einen Patienten, dem eine Eisenstange durch den Schädel gerammt wurde. "Wie geht es Ihnen?", will ein Reporter wissen. Antwort: "Ich hab 'ne Scheiß-Eisenstange im Kopf."

Miese Quoten

Auf dem Niveau reiht auch Markus Maria Profitlich in 3 ein Viertel eine öde Persiflage zickiger Kassiererinnen und schmieriger Lokalpolitiker an die nächste. Die Typen sind bekannt, die Pointen ebenfalls. Profitlich hat, wie Stein, zwar einen gewissen Körperwitz, wenn er mit seinem Kugelbauch durchs Set marschiert. Mehr aber nicht. Bleibt Two Funny: Der vierte Neustart ist, abgesehen vom dämlichen Titel-Wortspiel, passabel. Die Dialoge sind schnell, und das Timing der Darsteller Judith Richter und Alexander Schubert zeugt von ihrer Schauspielausbildung.

Sat 1 hat ein schlimmes Jahr hinter sich: das Aus für die Nachrichten, die desaströse Übernahme der Tour de France und, immer wieder, miese Quoten. Während der Schwestersender Pro Sieben in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen seinen Marktanteil von 11,7 Prozent halten konnte, rutschte Sat 1 im vergangenen Jahr von 11,4 auf 10,6 Prozent ab. Die neuen Comedys werden kaum helfen.

3 ein Viertel startete laut Branchendienst DWDL mit 7,3 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Die Sketch News kamen hier auf 9,2 Prozent, das iTeam sogar nur auf 6,8 Prozent. Allein Two Funny landete mit 11,6 Prozent Marktanteil über dem mittelfristigen Senderziel von "elf Prozent plus X". Wird 2008 neu gelacht? Bei der Konkurrenz ganz sicher.

© SZ vom 7.1.2008/rus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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