Comedian Mario Barth:Primitiv, aber glücklich

Ersetzt den Paartherapeuten: Mario Barth, Komödiant mit Hang zur Geschmacklosigkeit. Jetzt sucht er neue Herausforderungen und will 70.000 Zuschauer im Berliner Olympiastadion amüsieren.

Christian Mayer

Zu den Exportschlagern der Deutschen zählen Autos, Solaranlagen, Chemieprodukte und so manches Kulturgut, doch deutscher Humor hat es schwer im Ausland.

Comedian Mario Barth: Icke bin Berlina, wa! Mario Barth ist schon lange da, wo Barack Obama gerne hinwill.

Icke bin Berlina, wa! Mario Barth ist schon lange da, wo Barack Obama gerne hinwill.

(Foto: Foto: dpa)

Franzosen, Italiener, Briten, auch die Amerikaner haben immer wieder große Komödianten hervorgebracht: Louis de Funès, Roberto Benigni, Mr. Bean oder Jim Carrey bringen Menschen auf der ganzen Welt zum Lachen.

Spaßarbeiter aus Deutschland können machen, was sie wollen - keiner will sie haben. Das war schon zu Heinz Erhardts Zeiten so, der als feingeistiger Spießer ein nationales Phänomen blieb. Auch Typen wie Dieter Hallervorden, Otto Waalkes, Hape Kerkeling, Michael Bully Herbig oder Nachwuchs-Sprücheklopfer Oliver Pocher lassen sich hierzulande gut vermarkten; die deutsche Humorgrenze sollten sie lieber nicht überschreiten.

Nun gibt es wieder einen Komiker, der zwischen Kiel und München sämtliche Hallen füllt; er behauptet sich auf allen Bestsellerlisten und verkauft so viele CDs und DVDs wie keiner in diesem Geschäft. Mario Barth, 35, steht wohl auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Der Mann aus Berlin-Mariendorf vertreibt inzwischen sogar eine eigene Modekollektion mit seiner Botschaft ("Männer sind primitiv").

An diesem Samstag will er einen Weltrekord aufstellen: 70.000 Zuschauer sollen sich im ausverkauften Berliner Olympiastadion der kollektiven Heiterkeit hingeben, und Barth wird seine Fans sicher nicht enttäuschen, wenn er wild gestikulierend sich selbst und andere der Lächerlichkeit preisgibt.

Wer aus einer Familie mit sechs Kindern stammt, sieht sich vielleicht gezwungen, lauter zu sprechen als andere. Wahrscheinlich war es auch kein Nachteil für Barth, dass er sich in sämtlichen Quatsch- und Comedy-Sendungen bewähren durfte, die das deutsche Fernsehen zu bieten hat, und das sind einige.

Wer diese harte Ausbildung durchlaufen hat, kennt sich aus mit dem Massengeschmack und weiß, wie man das Publikum zwei Stunden lang bei Laune hält. In Barths Parodien aus dem deutschen Alltag geht es meist um das Missverhältnis zwischen Männern und Frauen, um Pannen und Peinlichkeiten der menschlichen Kommunikation.

Selbst der früher bierernste Langenscheidt-Verlag hat ihm das Feld bereitet. Barth durfte in der gelben Lexikonreihe ein Büchlein publizieren, das allgemein großen Anklang findet: Der Ratgeber "Frau-Deutsch/ Deutsch-Frau" soll Hilfe für den ratlosen Mann bieten, der sich gerne von Barth niederquasseln lässt.

Ratlosigkeit, Kopfschütteln, offene Feindseligkeit löst der Dauergrinser mit dem orangefarbenen T-Shirt dagegen bei Kritikern aus. Wie kann ein Hampelmann mit so primitiven Mitteln so viel Erfolg haben? Das fragen selbsternannte Humor-Experten, wenn sie versuchen, den Schock zu verarbeiten.

Von solchen Verrissen lassen sich die Fans kaum beeindrucken. Eher dürften einige wohl irritiert reagieren, wenn Mario Barth nun im Olympiastadion gemeinsam mit dem Jazzmusiker Paul Kuhn ein altes Lied von Harald Juhnke singt: "Mensch Berlin, was bist du groß geworden". Eine Hymne an die wiedervereinigte Hauptstadt, in der auch der deutsche Humor immer neue Blüten treibt.

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