Club-Kultur:Psychedelischer Sog

Das junge Label "Molten Moods" feiert Techno aus München

Von Jana-Maria Mayer

München - Wer an elektronische Musik denkt, dem mag noch immer Berlin als bekanntester deutscher Sehnsuchtsort aller Techno-Anhänger in den Sinn kommen. Aber auch in München, der Stadt, in der um 1970 der italienische Disco-Produzent Giorgio Moroder seine Karriere begann und die in den Neunzigerjahren mit dem Techno-Club Ultraschall und DJ Hell das Partyleben befeuerte, hat sich innerhalb der vergangenen Jahre eine frische, international beachtete Kultur für elektronische Underground-Musik etabliert.

Viel von sich hören macht zum Beispiel das 2007 gegründete Techno-Label "Ilian Tape", dessen Betreiber, die DJ-Geschwister Dario und Marco Zenker, inzwischen die renommiertesten Clubs weltweit bespielen. Und dann ist da das seit 2014 bestehende Label "Molten Moods", geführt vom Münchner DJ, Produzenten und Musiker Jonas Yamer. Sein Augenmerk gilt der lokalen Musikszene: Auf den Platten von "Molten Moods" sind ausschließlich Künstler vertreten, die der 28-Jährige persönlich kennt und mit denen er teilweise regelmäßig gemeinsame Clubnächte veranstaltet.

Club-Kultur: Philosoph und Produzent: Jonas Yamer führt das 2014 gegründete Underground-Label "Molten Moods".

Philosoph und Produzent: Jonas Yamer führt das 2014 gegründete Underground-Label "Molten Moods".

(Foto: Nika Andelic)

So zum Beispiel der Erdinger Dominik Lekavski alias Kessel Vale, mit dem Jonas Yamer oft die Rote Sonne bespielt. Neben dem München-Bezug achtet der Labelchef beim Kuratieren auf ein intelligentes Storytelling der einzelnen Songs. "Clubmusik soll etwas Musikalisches haben und einen gewissen psychedelischen Sog", so Yamer, der selbst seit seiner Kindheit Gitarre spielt und Bassist der Ambient-Electronic-Band Carl Gari ist. Der studierte Philosoph interessiert sich auch für experimentelle Musik, die auf den ersten Blick mehr sperrig und weniger clubtauglich ist.

Auch vorangegangene "Molten Moods"-Veröffentlichungen feierte man in der Roten Sonne. An diesem Samstag, 24. März, zelebriert das junge Münchner Label die Veröffentlichung seiner vierten EP nun erstmals im Blitz-Club, einem der wichtigsten Austragungsorte der neuen Techno-Kultur in der Stadt. Das liegt auch an der ausgeprägten Erfahrung der Betreiber: Zu ihnen gehören Branimir Peco, der vorher unter anderem für den Club Kong verantwortlich war, und David Muallem, der als jahrelanger Kreativdirektor des Bob Beaman dem House-Club im Mai 2016 den Rücken gekehrt hat. Beide haben gewissermaßen Teile ihres Stammpublikums mit ins Blitz importiert, das jedoch dank verändertem Konzept eine ganz neue Veranstaltungskulisse bildet.

Club-Kultur: DJ Konrad Wehrmeister.

DJ Konrad Wehrmeister.

(Foto: Stephan Ebertshäuser)

Neue Konzeptualisierung ist auch ein wichtiger Bestandteil der Strategie von "Molten Moods". Man sieht sich in einer Tradition, die Wert auf Handgemachtes legt - und deshalb ganz besonders auf die Veröffentlichungen im Vinyl-Format, die mit eigens entworfenem Artwork einhergehen. Seit Jahren besteht die Zusammenarbeit mit dem Münchner Grafikdesigner Paul Bernhard, der, ausgehend von Abwandlungen des Label-Logos, eine eigene Typografie für "Molten Moods" entwickelt hat und zu jeder aktuellen Plattenlieferung eine Sticker-Verzierung beisteuert.

Neu bei "Molten Moods" sind neben Kessel Vale auch die Künstler Skee Mask, der bisher bei "Ilian Tape" veröffentlicht hat und Resident-DJ im Blitz Club ist, und Konrad Wehrmeister. Letzterer hat lange in Berlin gewohnt, ist aber jetzt wieder nach München zurückgekehrt. Sein antreibender Track "Xenomorph", der Trance-Elemente enthält, gilt als der Tanzflächenhit der neuen "Molten Moods"-EP. Während am Samstag der US-amerikanische DJ und Detroit-Techno-Vertreter Jeff Mills, unterstützt von den anfangs erwähnten Zenker Brothers, die Haupthalle des Blitz beschallt, gehört der zweite Raum ganz den Münchner Musikern von "Molten Moods".

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