Zu den seltsamsten Erbschaften des zwanzigsten Jahrhunderts gehört die obsessive Bindung avancierter Medientheorien an archaische Bildwelten. Eine der schlagkräftigsten Formeln Herbert Marshall McLuhans ist aus dieser Obsession hervorgegangen. Das "global village", in dem die Bewohner der durch Telegraf und Telefon elektrisch vernetzten Welt zu hochfrequenten, direkten und intimen Kommunikationsgemeinschaften zusammenwachsen, war als Wiederkehr der Stammesgesellschaft gedacht. McLuhan sah das "globale Dorf" nicht erst mit dem Computer heraufziehen, als Stammestrommel der modernen Welt identifizierte er das Radio, das Stimme und Ohr wieder in ihre alten, durch das Bündnis von Auge, Schrift, Alphabetisierung und Buchdruck bestrittenen Rechte einsetzte.
Medienwandel:Die neueste Droge
Um Twitter, Facebook, Amazon und Google bilden sich neue Clans, behauptet der Philosoph Christoph Türcke. Unter dem Titel "Die neue Stammesgesellschaft" liest er dem "global village" die Leviten - und übersieht manches.
Von Lothar Müller
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