Christliche Kunst:Die Sprache der Gebärden

Christliche Kunst: Ein Altarbild von Giotto (um 1267 bis 1337) und Werkstatt, um 1320 geschaffen.

Ein Altarbild von Giotto (um 1267 bis 1337) und Werkstatt, um 1320 geschaffen.

(Foto: Zigrossi/Musei Vaticani)

Eine große Ausstellung in Mailand erklärt den Maler Giotto aus seiner eigenen Zeit heraus: dem frühen 14. Jahrhundert. Vierzehn seiner Meisterwerke sind zu sehen, so viel wie selten an einem Ort.

Von Thomas Steinfeld

Es sind nicht die Gesichter, in denen die Geschichte des modernen Menschen beginnt. Es sind die Falten seiner Kleider. Die Gewänder, in die Giotto um das Jahr 1300 seine Figuren kleidet, haben ihr Gewicht zu tragen, zum ersten Mal seit dem Ende der Antike. Man sieht ihnen an, dass sie aus schwerem Gewebe bestehen, und der Stoff schwingt aus natürlichen Gründen nach vorn und zurück und bildet Schatten. Was immer darüber hinaus über diesen Maler gesagt wurde: dass er seinen Figuren den Ausdruck von "Gefühlen" gegeben, dass mit ihm der Realismus in die Malerei eingezogen und er der Erste gewesen sei, der in Bildern Räume gemalt habe - all diese Errungenschaften sind in seinen Werken der Vorzeit der Renaissance erst in Ansätzen zu erkennen. Tief noch bleiben diese der Formensprache des Gotischen verbunden. An den Faltenwürfen aber ist zu erkennen, dass hier tatsächlich etwas Neues beginnt.

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