China:Erster Schritt in die Freiheit

Ai Weiwei

Ai Weiwei, wieder mit Pass.

(Foto: AFP)

Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat wieder einen Pass. Nun hofft man in Berlin, dass er seine Gastprofessur endlich antreten kann, und in London, dass er zu einer Ausstellung seiner Werke kommt.

Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat wieder einen Reisepass. Am Mittwoch veröffentlichte er auf Instagram ein Foto von sich, das Dokument der Volksrepublik China in der Hand haltend: "Heute habe ich meinen Pass zurückbekommen." Ai Weiwei hatte China nicht verlassen dürfen, seit er am 3. April 2011 auf dem Flughafen Peking verhaftet worden war. Man warf ihm "Wirtschaftsverbrechen" vor, ohne Details bekannt zu geben. Nach 81 Tagen Haft wurde er unter strengen Auflagen nach Hause entlassen. Die Behörden behielten seinen Pass ein. Gegen Ai Weiwei wurde nun wegen angeblicher Steuerhinterziehung ermittelt, wahrscheinlich ein Versuch, den weltweit populären Künstler und Regimekritiker einzuschüchtern. Ai Weiwei steht unter Hausarrest und wird ständig beobachtet. Seit 600 Tagen sorgt er dafür, dass vor seinem Atelier in einem Fahrradkorb immer frische Blumen liegen, ein Zeichen für Vorübergehende und Bewacher. Fotos der Blumenkörbe teilt er auf Instagram.

Ai Weiwei, 1957 in Peking geboren, ist ein Star des Kunstbetriebs. Auch während der vergangenen vier Jahre wurden Ausstellungen mit seinen Werken in New York, London oder Berlin gezeigt. Dass im Juni dieses Jahres dann die erste Einzelausstellung Ai Weiweis in China, auf dem Gelände des Kunstparks 798 im Norden Pekings, eröffnet und geduldet wurde, hat viele überrascht (SZ vom 8. Juni). Die Rückgabe seines Reisepasses fällt in eine Zeit verschärfter Repression. Vor wenigen Tagen erst waren im Rahmen einer Aktion des Ministeriums für öffentliche Sicherheit rund 230 Anwälte und Menschenrechtsaktivisten festgenommen und verhört worden.

Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International und Human Rights Watch begrüßten nun die überfällige Rückgabe des Reisedokuments. Ai Weiwei will, wie er der Nachrichtenagentur Reuters sagte, zuerst nach Deutschland reisen. Sein sechsjähriger Sohn geht in Berlin zur Schule. Seit 2011 wartet die Berliner Universität der Künste darauf, dass Ai Weiwei seine Gastprofessur antreten kann. Die Royal Academy of Arts teilte in London mit, dass ihr Ehrenmitglied Ai Weiwei im September dieses Jahres zu einer großen Einzelausstellung in die britische Hauptstadt kommen werde.

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