125. Geburtstag von Charlie Chaplin:Mit Charme, Schnauzer und Chuzpe

Er gab den "großen Diktator", wurde von den USA als Kommunist gejagt und schrieb mit seiner Figur des "Tramp" Filmgeschichte: Am 16. April 1889 wurde Charlie Chaplin geboren. Sein bewegtes Leben in Bildern.

Martina Pock

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Quelle: AFP

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Eine Melone auf dem Kopf, übergroße Schuhe, ein kleiner schwarzer Schnurrbart unter der Nase: Das waren die unverwechselbaren Accessoires von Charlie Chaplin. Doch seine Karriere verlief nicht ohne Skandale: Er persiflierte Hitler und wurde in den USA als Kommunist verdächtigt. Sein Leben in Bildern.

Wo genau Charles Spencer Chaplin jr. am 16. April 1889 geboren wurde, ist bis heute ungeklärt. Es existiert weder eine Geburtsurkunde noch ein anderes standesamtliches Dokument, das Auskunft über seinen Geburtsort geben könnte. Spekulationen gab es viele: Eine lautete, Chaplin soll in Wahrheit Israel Thornstein geheißen haben, eine andere wiederum, er sei gar in Russland als Sohn jüdischer Eltern geboren. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er in einem Teil von London zur Welt kam, denn Chaplins Eltern waren Schauspieler an der britischen Music Hall. Schon kurz nach Chaplins Geburt trennten sich die beiden, die Familie lebte fortan in großer Armut, sein Vater starb 1901 durch Alkoholmissbrauch.

Zwei Jahre danach, im Alter von 14 Jahren, begann Chaplin mit kleineren Theaterstücken auf Tournee zu gehen und wurde bald zu einem bekannten Bühnendarsteller. 1912 kam der 23-jährige Chaplin im Zuge einer Tournee zum ersten Mal in die USA, wo er das Interesse der amerikanischen Filmindustrie weckte. 1913 unterschrieb er einen Vertrag bei Keystone Studios.

Charlie Chaplin

Quelle: dpa

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Chaplin war sowohl mit der chaotischen Arbeitsweise bei den Keystone Studios als auch mit seiner ersten Rolle als Bösewicht in "Making a Living" unzufrieden und entwickelte daraufhin eine völlig neue Rolle: die des "Tramp" - eines Vagabunden mit Gentleman-Allüren. Mit zu weiten Hosen, zu großen Schuhen, zwei Finger breitem Schnurrbart und Melone trat die neue Figur 1914 in den Filmen "Kid Auto Races at Venice" und "Mabel's Strange Predicament" auf.

Chaplin wurde von der Presse als "der geborene Leinwandkomiker" gefeiert. In den nächsten Jahren war der Stummfilm-Star bei den Film-Produktions-Firmen Essanay, Mutual und First National unter Vertrag. Im Nachhinein bezeichnete er die Zeit bei Mutual als die schauspielerisch schönste Zeit seines Lebens. Die bekanntesten Filme aus dieser Zeit sind "Leichte Straße" und "Der Einwanderer", beide Filme entstanden 1917. In "Der Einwanderer" spielte Chaplin an der Seite von Edna Purviance, mit der er insgesamt 35 Filme drehte und zwei Jahre lang eine Beziehung hatte.

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Chaplins Figur des Vagabunden wurde in kürzester Zeit sehr populär und von vielen Schauspielern kopiert. Chaplin musste gegen einige Imitatoren vor Gericht ziehen. 1917 verklagte der Schauspieler gleich mehrere Kollegen, die sich in Filmen seiner Figur des Vagabunden bedienten. Auch Stan Laurel (Dick und Doof) imitierte Chaplin auf der Bühne.

Im Bild: Arthur Stanley Jefferson, besser bekannt als Stan Laurel

Charles Chaplin in Lichter der Großstadt

Quelle: OBS

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Als Chaplins Vertrag bei First National 1919 auslief, beschloss der mittlerweile 30-Jährige zusammen mit den Schauspielern Douglas Fairbanks und Mary Pickford sowie dem Regisseur D. W. Griffith einen unabhängigen Filmverleih zu gründen, um so einem drohenden Monopol der bereits existierenden Studios entgegenzutreten. Am 5. Februar wurden die Verträge für die Gründung der Filmgesellschaft United Artists unterzeichnet.

Dort entstand 1931 "Lichter der Großstadt", ein Film im Stummfilm-Stil über ein blindes Mädchen, das in dem Vagabunden, gespielt von Chaplin, einen reichen Mann vermutet. Obwohl Sprechfilme immer populärer wurden, sträubte sich Chaplin lange gegen diesen Trend. Er befürchtete, dass dabei die von ihm entwickelte Komik verloren gehen würde.

DER GROßE DIKTATOR

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1940 entstand "Der große Diktator". Der Tonfilm ist eine Satire auf Adolf Hitler und den Nationalsozialismus. Zu Beginn weigerte sich die US-Zensurbehörde den Film freizugeben. Zu diesem Zeitpunkt wurde Deutschland von einem großen Teil der amerikanischen Gesellschaft noch als Bollwerk gegen den Kommunismus, das Feindbild des amerikanischen Kapitalismus, angesehen. Trotz der Schwierigkeiten rund um seine Veröffentlichung wurde der Film für fünf Oscars nominiert, darunter als "Bester Film", ging jedoch in allen Kategorien leer aus. Ob Adolf Hitler den Film je gesehen hat, ist nicht bekannt.

Bis heute wird fälschlicherweise oft behauptet, dass Chaplin Jude gewesen sei. Auch die Nationalsozialisten titulierten den Schauspieler als Juden und führten ihn im nationalsozialistischen Propagandafilm "Der ewige Jude" als Repräsentanten des "ewigen Judentums" vor. Chaplin hat diesen Umstand aus Solidarität mit den Verfolgten nie richtig gestellt.

Geraldine Chaplin erhält 'Diva'

Quelle: Volker Dornbeger

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Charlie Chaplin war viermal verheiratet und Vater von elf Kindern. Ihm wurden unzählige Affären, vor allem mit Schauspielkolleginnen, nachgesagt. Sein 1919 geborener Sohn Norman Spencer aus seiner ersten Ehe mit der Schauspielerin Mildred Harris starb bereits drei Tage nach seiner Geburt. Charles Chaplin Jr. und Sydney Earle, Chaplins Söhne aus seiner zweiten Ehe mit der Schauspielerin Lita Grey wurden wie ihr Vater Schauspieler. Die Ehe wurde 1927 im Zuge eines Aufsehen erregenden Prozesses geschieden.

Nach einer weiteren Ehe (1936-1942) mit der Schauspielerin Paulette Goddard heiratete Chaplin im Alter von 54 Jahren die erst 18-jährige Schauspielerin Oona O'Neill. Aus der Ehe stammen acht Kinder, die nahezu alle im Filmgeschäft tätig sind.

Die älteste Tochter, Geraldine Chaplin (im Bild), spielte unter anderem an der Seite von Omar Sharif im Filmepos "Dr. Schiwago" mit.

CHARLES CHAPLIN VOR 25 JAHREN GESTORBEN

Quelle: DPA

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Chaplin geriet immer wieder ins Fadenkreuz amerikanischer Kommunisten-Jäger. Der berüchtigte US-Senator Joseph McCarthy bezeichnete Chaplin als "einen von Hollywoods Salonbolschewiken". 1947 musste Chaplin wiederholt vor dessen Komitee für unamerikanische Umtriebe aussagen.

Charlie Chaplin war Zeit seines Lebens ein Publikumsliebling, doch einer seiner größten Gegner war der langjährige FBI-Chef J. Edgar Hoover, der mehrfach versuchte, dem Schauspieler die Aufenthaltsgenehmigung zu entziehen. Obwohl er in den USA große Erfolge feierte und sehr beliebt war, behielt Chaplin seine britische Staatsangehörigkeit.

Als Chaplin 1952 wegen der Weltpremiere seines FIlms "Rampenlicht" nach Großbritannien reiste, verhinderte Hoover seine Rückkehr in die USA. Chaplin blieb daraufhin in Europa und zog mit seiner Familie in die Schweiz. 1972 kehrte der Jahrhundertschauspieler anlässlich der Verleihung seines Ehrenoscars noch einmal kurzzeitig in die USA zurück. 1973 bekam er einen Oscar für die beste Originalmusik für "Rampenlicht".

1957 drehte Chaplin den Spielfilm "Ein König in New York", seine Abrechnung mit der McCarthy-Ära und den USA der 50er Jahre, in dem er seine Erfahrungen als persona non grata verarbeitete.

Im Bild: Charlie Chaplin im Alter von 83 Jahren

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Quelle: AFP

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1967 drehte Chaplin seinen letzten Film, "Die Gräfin in Hongkong", bei dem er Regie führte, das Drehbuch schrieb und einen Cameo-Auftritt hatte. Nach Beendigung des Films traten bei Chaplin vermehrt körperliche Beschwerden auf, er wurde krank. Zehn Jahre später, am 25. Dezember 1977 starb er im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in der Schweiz.

Und sogar nach seinem Tod gab es noch einmal große Aufregung: Zwei Monate nach der Beerdigung wurde Chaplins Leiche vom Friedhof gestohlen. Die Täter forderten von den Hinterbliebenen umgerechnet knapp 500 000 Euro Lösegeld. Doch der Deal platzte, die Täter wurden gefasst und Chaplin erneut beerdigt. Seine Witwe ließ daraufhin eine zwei Meter dicke Betonschicht anbringen.

Was bleibt, ist die Erinnerung an eine unvergleichliche Karriere. Das American Film Institute hat Charlie Chaplin auf Platz 10 der größten amerikanischen Filmlegenden aller Zeiten gewählt. Er wird für immer unvergessen bleiben.

Im Bild: Chaplins Haus in Corsier-on-Vevey in der Schweiz.

© Süddeutsche.de/sks
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