CD-Kritik: The Music "Welcome to the North":Euphorische Nordlichter

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The Music und das Ende der Vorurteile: Energiegeladene, schnelle beats von vier jungen Briten, die mit "Welcome to the North" ihr zweites Album vorlegen. Einfaches Konzept, einfache Umsetzung, einfach gut.

Von Caroline Daamen

"Everybody get down to the beat" - eine Aufforderung, der man gerne nachkommt, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind. Bevor man dieser Einladung aus dem Jahr 2002 Folge leisten konnte, mussten aber noch ein paar Vorurteile beiseite geschoben werden: Da nannten sich vier jungen Schlakse aus dem britischen Leeds The Music und legten dazu ein Album mit diesem Titel vor - das löste als Reflex Argwohn und Anspruchsdenken im Zeitalter der "The"-Gruppen Schwemme aus.

Das Cover zum Neuling. (Foto: Foto: Virgin)

Einerseits ein Name, der vor Schlichtheit (oder Überschätzung?) strotzt. Andererseits ein Titel, der die Messlatte in einiger Höhe anlegt: Wer sich The Music nennt, sollte auch in der Lage sein, gute Musik zu machen.

Eine leichte Übung

Eine Übung, die den vier jungen Briten um den charismatischen Frontmann Robert Harvey locker von der Hand geht. Ihre Musik besticht durch eine elektrisierende und ansteckende Energie, die einen betörend in ihren Bann zieht. Das Erfolgsrezept liegt irgendwo zwischen Sound und Songwriting aus dem Hause The Verve, U2, Led Zeppelin oder auch mal den Stone Roses - allerdings so eigenständig, dass die englischen Nordlichter problemlos eine eigene Nische beziehen können.

Zumindest die Statistik spricht schon für den Psychedelic-Electronica-Rock von der Insel: Mit "The Music" schossen Harvey und seine Mitstreiter Adam Nutter (Gitarre), Bassist Stuart Coleman und Schlagzeuger Phil Jordan gleich auf Platz vier der UK-Album-Charts und erreichten mal eben Goldtstatus. Prompt sprach der New Musical Express vom Potenzial der Gruppe, eine "der wichtigsten Bands seit Oasis" werden zu können.

Ein Stempel, der die Jungs aus Yorkshire nicht wirklich zu interessieren scheint. Britisches understatement: "Eins unserer Ziele ist 'keine Ziele'. Die besten Sachen, die wir gemacht haben, sind alle zufällig passiert", erklärt Harvey. Der Zufall hat es gut gemeint - ob nun beim Debüt oder auch beim jetzigen Nachfolger.

Der Weg von Groove-Rock-Perlen wie "The truth is no words", "Take the long road and walk it" oder auch dem emotionalen "Getaway" vom Erstling findet nun seine direkte Fortsetzung im zweiten Album "Welcome to the North". Das Titelstück, die drahtige Auskopplung "Freedom Fighters", das kraftvolle "Cessation", "I need love" oder der sechseinhalb-Minuten-Epos "Bleed from within" dreschen unwiderstehliche, tanzbare beats.

Wohlgemerkt: das sind Studio-Aufnahmen, die auf der Bühne noch viel mehr von ihrer Kraft entfalten, wenn Harvey und seine Mitstreiter den Songs sichtbar Leben einhauchen. Da steht tatsächlich allein die Musik im Vordergrund, sonst nichts. Keine große Show, kein Wort oder Schlenzer zu viel. Es wird ein Song nach dem anderen geliefert - Musik pur eben. Noch sind sie hierzulande eher in kleinen Clubs unterwegs gewesen. Das soll sich nach Angaben der Plattenfirma aber bei geplanten Auftritten in den nächsten Monaten ändern. Schön wär's.

Daheim auf der Insel haben The Music ihre begeisterte Fan-Gemeinde nicht zuletzt durch ihrer Live-Stärke überzeugt. Bei den diesjährigen NME-Awards ging man schon als Headliner an den Start - und die Jungs sind gerade mal 20.

"Bei The Music ging es immer um diese unglaubliche Hochstimmung, in die uns die Leute bei jeder unserer Shows versetzen. Und auf den Alben geht's genau darum, wie man diese spirituelle Energie und diese positiven Gefühle in einer manchmal auch schlechten Welt bewahren kann". Dabei spielen The Music nicht durchgängig am Anschlag, sondern bieten etwa mit "Fight the feeling" eine gefühlvolle, wenn auch streckenweise etwas bemühte Ballade. Auch der Abschluss "Open your mind" oder der sphärische hidden track "The walls get smaller" runden das Profil ab.

Wie es in "Cessation" heißt: "I never want to be like you/ I wanna be myself" - hat funktioniert.

The Music, "Welcome to the North" (Virgin/EMI): 1. Welcome to the North, 2. Freedom Fighters, 3. Bleed from within, 4. Breakin', 5. Cessation, 6. Fight the feeling, 7. Guide, 8. Into the night, 9. I need love, 10. One way in, no way ou, 11. Open your mind (12. Hidden track: The walls get smaller).

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