CD: Bloodhound Gang "Hefty Fine":Jackass für die Ohren

Die Schmuddelkinder der Generation MTV sind zurück. Nachdem sie mit dem Vorgänger-Album den Tabubruch hoffähig gemacht haben, mag man sich über den neuesten Wurf nicht mehr aufregen. Anhören schon.

Caroline Daamen

Es ist die Zeit der alten Bekannten: Die Stones und Bon Jovi haben ihre Alben bereits vorgelegt, Depeche Mode und Kate Bush kommen in Kürze. Und dann gibt es da noch die ewigen Schmuddelkinder von der Bloodhound Gang, die sich nach sechs Jahren mal wieder aufgerafft haben, uns zu zeigen, dass manche Leute partout nicht erwachsen werden wollen. Das bleibt Truppen wie Green Day oder Blink-182 überlassen.

CD: Bloodhound Gang "Hefty Fine": Netter Versuch. Aber so adrett kommen die Herren von der Bloodhound Gang nur zum Fototermin.

Netter Versuch. Aber so adrett kommen die Herren von der Bloodhound Gang nur zum Fototermin.

Aber wenn man ehrlich ist, wäre alles andere auch nicht denkbar: Wer je bei "The Bad Touch", "The Ballad of Chasey Lain" oder "Lift your head up high (and blow your brains out)" wirklich hingehört hat, wusste zumindest, dass Jimmy Pop, D.J. Q-Ball, Evil Jared Hasselhoff, Lüpüs Thünder und Willie the New Guy nicht ernst zu nehmen sind. Aber das wollte zu Zeiten des Vorgänger-Albums "Hooray for Boobies" Ende der Neunziger Jahre ohnehin niemand.

Politisch inkorrekter ging es schon damals kaum - und das ziemlich erfolgreich. Irgendwie bekamen Sie es hin, jedes erdenkliche hormongetriebene Gedankenspiel mit geballter Ironie in hitverdächtige Pop-Bonbons zu verwandeln. Die bösen Onkels machten sich einen Spaß draus, derb, anstößig und gehässig zu sein und alles und jeden mit ihrem ätzenden Humor zu besudeln.

Das hat vor sechs Jahren bestens funktioniert und dann kam die große Stille. Stellt sich die Frage: Haben wir wirklich auf einen Nachfolger gewartet?

Bereits im vergangenen Jahr gab es erste Anzeichen für einen Nachfolger für "Hooray...", doch erst jetzt präsentieren die Meister der Schlüpfrigkeit und direkten Ansagen "Hefty Fine". Auch bei Studioalbum Nummer vier gibt das Bloodhound-Motto die Richtung vor: "Kein Grund zu leben, aber so mögen wir das".

Sinn macht da nichts, aber weghören ist bei einer wirren wie handwerklich solide gezimmerten Mischung aus Gitarren-Rock ("Pennsylvania"), Synthie-Pop mit Metal-Versatzstücken ("Balls out"), Rap-Anleihen oder gruseligem Disco-Sound ("Uhn Tiss...") auch schwierig. Was Wunder, dass bei der ersten Single-Auskopplung "Foxtrot Uniform Charlie Kilo" (die Anfangsbuchstaben ergeben das Lösungswort) Jackass-Chaot Bam Magera das Video veredelt.

Auf dem Weg, den BG ebneten, haben die MTV-Männer fröhlich weiter gemacht. Zu den unmöglichen TV-Spinnereien liefern Jimmy Pop und Kompagnons nun quasi nachträglich den Soundtrack. Wobei sich wieder die Frage aufdrängt: Brauchen wir das? Nicht wirklich, aber darum geht es nicht.

Die Herren aus Pennsylvania geben die Antwort auf die Existenzberechtigung gleich mal selbst: "I don't give a shit about celebrity". Wer es nicht mag, lässt es einfach bleiben. Spaß haben die Fünf auch so und wer sich über die Texte aufregt, hat ohnehin schon verloren: "It ain't your mind you're giving me a piece of/ As it don't take Einstein to know that's just obscene". "Foxtrot..." hat sich gleich mal in der Top 20 in Deutschland katapultiert - die Generation MTV nimmt es in Geschmacksfragen nicht so genau.

Bloodhound Gang, Hefty Fine (Geffen/Universal)

1. Strictly for the tardcore 2. Balls out 3. Foxtrot Uniform Charlie Kilo 4. I'm the least you could do 5. Farting with a walkman on 6. Diarrhea runs in the family 7. Ralph Wiggum 8. Something diabolical 9. Overheard in a Wawa Parking lot 10. Pennsylvania 11. Uhn tiss Uhn tiss Uhn tiss 12. No hard feelings

Live: 19.11.2005 Modernes, Bremen 21.11.2005 Grosse Freiheit 36, Hamburg 24.11.2005 Elserhalle, München 26.11.2005 Huxleys, Berlin 27.11.2005 Soundgarden, Dortmund 29.11.2005 Live Music Hall, Köln

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