Carla Bruni:Meine Frau, mein TV

Frankreichs schöne neue Fernsehwelt hat schon begonnen: werbefrei, regierungsnah - Lieblingsdarstellerin inklusive.

Michael Kläsgen

Siebzig Minuten Präsidentengattin Carla Bruni im öffentlich-rechtlichen Programm, und das gleich am ersten Tag des Jahres: Frankreichs schöne neue, einerseits werbefreie, andererseits aber regierungsnähere Fernsehwelt, sie hat schon begonnen. Etwas früher allerdings, als manche meinten.

Carla Bruni: Verliebt in Paris: Präsidentengattin Carla Bruni.

Verliebt in Paris: Präsidentengattin Carla Bruni.

(Foto: Foto: afp)

"Mist, ich dachte, das staatliche Sarko-Fernsehen geht erst am 5. los", lamentierte ein Internetsurfer auf telerama.fr an Neujahr. Weit gefehlt! Seit September hievte France Télévisions die singende Première Dame mindestens einmal im Monat auf die Bühne, und zwar stets vor ein Millionenpublikum, errechnete die Wochenzeitschrift Marianne.

Aber so hinreißend wie an Neujahr war es noch nie. Das große Fernsehporträt hatte zwar nicht mal 1,5 Millionen Zuschauer und nur 13,2 Prozent Marktanteil. Doch wer bis 0.20 Uhr zusah, konnte hernach nur über beide Ohren verliebt in die Federn sinken.

Carlita, die Musikerin, die Dichterin, das Model, die Präsidentin der Herzen, so stark, so reich und doch so bescheiden. Mal mit Mädchen-Lächeln im Garten des Elysée, mal in Cap Nègre am Mittelmeer mit einer Pinscher-Ratte feixend, mal im Jackie-Kennedy-Kostüm mit der Queen parlierend.

Ihr Mann taucht nur in zwei Sequenzen kurz auf: Einmal pirscht er sich wie ein kleines Raubtier in Anzug von hinten an die Göttergattin heran und knabbert sich seitlich an ihrem nackten Hals fest. Als sie zusammenzuckt, tippelt er davon, gebückt und hinter der Lehne des Sofas kaum mehr sichtbar. In der zweiten Szene sinniert sie: Nur das wahre Leben inspiriere sie zu ihren Texten. Schnitt. Sie trällert ein Lied ihres neuen Albums: "Ich bin so verliebt, ich bin so verliebt." Schnitt. Im geöffneten Türflügel zum Elysée-Garten hin steht in der Sommersonne Monsieur le Président und lauscht andächtig.

Diese Seite von Nicolas Sarkozy kannten die Zuschauer nicht. Was für eine Botschaft! Bestimmt werden sie das kleine Raubtier und seine Spielgefährtin 2009 ganz doll lieb haben.

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