Bunte Mischung:Das Schicksal von Z und anderen Künstlern

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Akademische Kunst im industriellen Techno-Club-Ambiente. Im Vordergrund die Keramiken des Künstlerduos Viola Relle und Raphael Weilguni. (Foto: Catherina Hess)

Die Debütantenausstellung der Kunstakademie findet erstmals im hohen Industriebau der Mixed Munich Arts statt

Von Jürgen Moises, München

Am 10. Mai wurden im Auktionshaus Lennek "erlesene Objekte und persönliche Besitzstücke aus dem Nachlass von Z" versteigert. Darunter waren Bücher, Malerei, Rechercheskizzen, was von einer Künstlerexistenz eben so bleibt. Wer Z war? Ein Mensch, "der immer nebenher gelaufen ist, dem nie viel Beachtung geschenkt wurde", und der auf einmal wichtig wird, "weil er verschwindet". So wird er jedenfalls von Felicitas Kennel charakterisiert. Und sie muss es wissen. Denn Kennel, die im Mixed Munich Arts (MMA) den Examenspreis Kunstpädagogik verliehen bekam, hat den Auktionskatalog gestaltet. Und sie hat Z und das Auktionshaus erfunden. Auf einer Einladungskarte für die Auktion sieht man sie als Z mit Glatze und Brille bei der Arbeit.

Das Schicksal von Z, es könnte irgendwann auch den zwölf Debütanten blühen, deren Arbeiten im ehemaligen "Blockheizwerk NSDAP Arcisstraße" ausgestellt sind. Als MMA ist das heute ein Techno-Club, und ein Ort für Kunst, wie Geschäftsführer Constantin Mascher bei der Eröffnung betonte. Tatsächlich gab es dort schon Ausstellungen, Konzerte, Theater. Aber im Vergleich zum weltweiten Ruf als Club fiel das nicht so richtig auf. Nun hat die Kunstakademie den Ort für ihre Debütanten gekapert, nachdem sie im letzten Jahr in der Lothringer 13 war. Womit sie laut Akademie-Präsident Dieter Rehm ihre "nomadische Testreihe" fortsetzt, um zu sehen, wie sie in die Stadt hineinwirken kann.

In dem hohen Industriebau macht sich die Kunst der Absolventen jedenfalls recht gut. Sie alle bekamen am vergangenen Freitag Kunstpreise verliehen, und das ist immerhin etwas, was Z in seinem fiktiven Leben nie erreicht hat. Hell Gette, Steffen Kern und Frauke Zabel können dank Debütantenförderung zudem eigene Kataloge vorweisen. Bei Gette kann man darin ihre durch digital-analoges Wechselspiel erzeugten "Landschaften 3.0" sehen: Keramiken und Gemälde, die von Zombies und Emojis aus der Social-Media-Popkultur bevölkert sind. Auch Kerns fotorealistische Kohlezeichnungen speisen sich aus kollektiven Bildern. Er hat sie aber nicht abkopiert, sondern auf der Suche nach gesellschaftlichen "Metabildern" aus der Erinnerung gezeichnet.

Wenn in Gülbin Ünlüs Video "I feel it in my Pig" Menschen Dinge wie "Give me nights Fernsehen Internet, as on und Denken west of the Asphalt" sagen, dann klingt das ebenfalls nach Wiederverwertung, nach ironisch aufgespießtem Sprachmüll. Viola Relle und Raphael Weilguni setzen bei ihren originellen Keramiken auf Experiment und Zufall, während Sandra Bejerano und Anna Julika Jarczyk gezielt mit Blut und Menschenhaaren Identitäts- und Geschmackgrenzen ausloten. Michael Schmidt schickt die Besucher auf Kafkas Spuren in den "Bau", und Frauke Zabel ehrt Augusto Boal und sein Theater der Unterdrückten. Zu sehen ist eine Dokumentation ihrer Performance "Towards Healing", mit der sie neun Jahre nach Boals Tod ebenfalls die Fragen stellt: Was bleibt von einer Künstlerexistenz und was kann Kunst gesellschaftlich bewirken?

Debütanten 2018, bis Sa., 26. Mai, tgl., 16-20 Uhr, Sa., 12-20 Uhr, Mixed Munich Arts, Katharina-von-Bora-Str. 8 (am Do., 19 Uhr: Künstlergespräche und Performances)

© SZ vom 22.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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