Bühne:Tiefenunschärfe

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Der "Kongress der Autodidakten" verlässt alle Zwänge der Normierung von Denken, und erklärt die Welt mit den Mitteln des Theaters statt der Wissenschaft

Von Egbert Tholl

Vor allem gilt es hier einen Satz zu beachten: "Im Kleinsten ist bereits alles vorhanden." Als praktischen Vorgang der Erkenntnis muss man sich das vielleicht so vorstellen: Ein Mensch starrt seit frühester Jugend auf ein Käferchen, weil er einen Forscherdrang hat. Er achtet auf das Käferchen, schaut, was dieses so tut, wie es sich zu einem zweiten Käferchen verhält. Je mehr sich der Mensch mit den Käferchen und ihrem Treiben beschäftigt, desto mehr wird er vom Forscher zum Denker, dann errichtet er Weltengebäude und erklärt unser aller Dasein, dann wird er zu Rudolf Steiner oder Claude Lévi-Strauß. Wenn es dann noch weitergeht, dann ist man im Theater, beim "Kongress der Autodidakten", welche, weil ja halt im Wissenserwerb eher autark, alle Zwänge der Normierung von Denken verlassen, die Universitäten und Lehranstalten, und sich nun am Residenztheater zusammenfinden zur Rettung der Welt.

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