Buchmesse-Splitter:Schönste Hotels

Ein kleines Neon-Kunstwerk ist das schönste Buch des Jahres. Judith Holofernes sagt, was auf Twitter begeistert.

Von Jens Bisky und Christopher Schmidt

Die haptischen und visuellen Qualitäten werden für das Betriebssystem gedrucktes Buch zunehmend wichtig, um sich vom elektronischen Konkurrenten abzuheben. Darum prämiert die Stiftung Buchkunst erneut die "25 schönsten deutschen Bücher". Dabei ist etwa die kladdenhaft anmutende Edition Revers vom Verlagshaus J. Frank oder die von Judith Schalansky herausgegebene Reihe der Naturkunden bei Matthes & Seite sowie Maria Antas' "Buch über das Putzen", illustriert von Kat Menschik. Den Hauptpreis aber trug die Andere Bibliothek davon mit dem wunderbar gestalteten Band "69 Hotelzimmer" des verstorbenen Filmemachers Michael Glawogger. Literatur gleiche einem Gemälde, Journalismus der Fotografie, hatte Salman Rushdie gesagt. Bei den "schönsten" Bücher wird die Literatur ganz buchstäblich zum Teil der bildenden Kunst, als Buch-Objekt. Am Ende wird in Frankfurt aber erst mal nur noch das "Buch vom Putzen" wichtig sein. Denn für die rund 7000 akkreditierten Journalisten reichen 69 Hotelzimmer beileibe nicht aus.

Die richtigen Leute

Orbanism Space gibt es zum ersten Mal auf der Buchmesse. 112 Quadratmeter hinter brillantweiß leuchtenden Vorhängen, flache Kisten zum Draufsitzen. Hier sollen nach dem Willen der Verlegerin und Kuratorin Christiane Frohmann die "verschiedenen digitalen Communities" sich begegnen. Am Mittwoch kam die Musikerin Judith Holofernes vorbei, bekannt von Wir sind Helden, ihre Tiergedichten sind gerade in einem Band erschienen. Seit drei Monaten ist sie "ambitionierte Twitterin", ihr gefällt das Spielerische, zu dem die beschränkte Form mehr verführt als zwingt. Belohnt wird man mit "Schwarmbewusstsein", mit der Entdeckung von Freunden und Zufallsbekanntschaften. Ein Gesellschaftsspiel, zwischen Kunst und Sozialem. Das Kunstwort Orbanism bringt den Erdkreis und die Stadt zusammen, das heitere Gespräch kreiste um Fragen, die schon auf der ersten aller Buchmessen gestellt worden sein dürften: Wie entdecken Autoren ihre Stimme, wie treiben sie das Spiel mit Formen voran, wie finden sie ein Publikum, Mitspieler? Das Schönste auf Twitter, so Holofernes, sei das Gefühl, genau die richtigen Leute zu finden.

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