Buchhandel:Niedergang

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In den vergangenen zehn Jahren haben etwa dreißig Prozent der Schweizer Buchhandlungen aufgegeben. Die Umsätze brachen ein. Ist wirklich die Aufhebung der Buchpreisbindung daran schuld?

Von Thomas Steinfeld

Zehn Jahre sind vergangen, seitdem der Schweizer Bundesrat die Ausnahmegenehmigung kassierte, die der Preisbindung für Bücher in der Deutschschweiz zugrunde lag. Fünf Jahre ist es her, seitdem sich die Schweizer in einer Volksabstimmung dagegen entschieden, die Preisbindung in Gestalt eines Gesetzes wiedereinzuführen. Und die Bedenken gegen eine Aufhebung der Preisbindung waren damals groß. Kleinere Verlage und Buchhandlungen seien existenziell bedroht, hieß es, anspruchsvolle Programme schwieriger durchzusetzen. Vor allem erschien das Prinzip des "Quersubventionierens" gefährdet, also die Finanzierung von Verlusten, die durch das Publizieren von kulturell wertvollen, aber minder erfolgreichen Büchern entstehen, durch die Gewinne, die mit Bestsellern erzielt werden.

Am vergangenen Wochenende publizierte die Neue Zürcher Zeitung eine Bilanz der Jahre ohne Preisbindung. Sie fällt so aus, wie man es vielleicht hätte erwarten können: Die Bücher wurden billiger. Heute kosten sie etwa ein Fünftel weniger als vor zehn Jahren. Entsprechend sanken die Umsätze der Buchläden. In der Folge sank deren Zahl: Etwa dreißig Prozent der Schweizer Buchhandlungen gab während dieser Zeit auf. Über die verbliebenen Buchhandlungen heißt es allerdings, sie gäben sich mehr Mühe mit ihren Kunden, von der Beratung über die Gestaltung des Geschäfts bis zu Veranstaltungen.

Doch ist unsicher, in welchem Maß die Aufhebung der Preisbindung die Ursache des Niedergangs ist. Denn während derselben Zeit wurde der Franken zweimal gegenüber dem Euro aufgewertet - und das in einer Region, in der die Buchhandlungen ihre Geschäfte zu achtzig Prozent mit importierten Büchern bestreiten und die Verlage hauptsächlich nach Deutschland und nach Österreich exportieren. In der Konsequenz verdienen Verlage wie Buchhandlungen deutlich weniger, während der private Import - der vor allem über den Internet-Buchhandel läuft - zu einer überlegenen Konkurrenz für den stationären Buchhandel wird. In der Gesamtheit betrachtet dürften diese Effekte für den Schweizer Buchhandel wichtiger sein als die Aufhebung der Preisbindung.

© SZ vom 24.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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