Brasilianische Literatur:Ein fernes Phantom

Lesezeit: 4 min

Im Roman "Mein deutscher Bruder" verbindet Chico Buarque Familiengeheimnisse mit einem Rückblick auf die Militärdiktatur.

Von Michaela Metz

Familien sind überall auf der Welt Wundertüten. Im São Paulo der Sechzigerjahre lebt der junge Chico in einem Labyrinth omnipräsenter Bücher. Insgesamt mehr als zwanzigtausend Werke stehen in der Bibliothek seines Vaters. Chico und sein Bruder Domingos wachsen in dem Glauben auf, Wände ohne Bücherregale stürzten sofort ein. In ihrem Zimmer sind nicht etwa Kinderbücher untergebracht, sondern die Linguistik- und Archäologiebände des Vaters. Auch die Garage der Familie dient als begehbarer Bücherschrank. Chicos Mutter Assunta versteht als einzige die äußere Ordnung der Bücher, doch ihren Inhalt kennt sie nicht. Das schlimmste Unheil, das Chico seinem Vater jemals antat, war, dass er als Kind auf eine Erstausgabe von Hans Staden aus dem 16. Jahrhundert pinkelte.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: