Blues:Jung wie nie

"Inside Golden", Jesper Munk, Lary & Robot und "The Whiskey Foundation" bereichern die Münchner Szene

Von Jürgen Moises

Für einige Zeit hatte der Münchner Blues, der gemeinhin eher den Ruf einer Altherrenmusik hat, mit Jesper Munk ein überraschend junges Posterboy-Gesicht. Wobei an Munk nicht nur sein junges Alter ungewöhnlich war und ist, sondern auch dass seine Stimme im Kontrast dazu sehr alt klingt. Ungefähr so, als würde er vor seinen Auftritten mit Steinen oder Nägeln gurgeln. Damit hat er es bis nach New York ins Studio der legendären John Spencer Blues Explosion gebracht, und nach Berlin, wo der junge Musiker nun lebt. Das heißt, genauso schnell, wie Munk aus dem Nichts heraus der hiesigen Bluesrockszene amphetaminschubartig einen Pop-Appeal verpasste, war er aus der Isarstadt schon wieder verschwunden.

Jesper Munk Blues

Jesper Munk macht gemeinsame Sache mit Robot und Lary.

(Foto: Elsa Quarsell)

Was aber dann doch beides nicht so richtig stimmt. Denn zum einen lässt sich Jesper Munk trotz seines Umzugs auch weiterhin in München blicken. So kann man ihn bereits am 15. Oktober in der Münchner Muffathalle erleben, und zwar zusammen mit der eher im Trip-Hop anzusiedelnden Münchner Sängerin Lary und dem Multiinstrumentalisten Robot. Was eine interessante Konstellation verspricht. Zum anderen verfügt er auch mit seinen 25 Jahren über eine gewisse Vorgeschichte, zu der neben Auftritten als singender Barde auf der Straße auch eine Mitgliedschaft in der Band Lila's Riot gehört. Dort war Jesper Munk interessanterweise der Bassist. Nicht unbedingt eine Position, von der aus man sich als Bluesmusiker profilieren kann.

The Whiskey Foundation

"The Whiskey Foundation" üben die richtigen Posen.

(Foto: Markus Sawollek)

Lila's Riot gibt es inzwischen nicht mehr. Die Band hatte 2013 mit "One Eye Open One Eye Closed" ein vielversprechendes Album vorgelegt, das Blues mit Indierock-Feeling und Folk- und Funk-Einflüssen mischte. Danach ist sie verschwunden. Das heißt nicht ganz. Der ehemalige Lila's-Riot-Schlagzeuger Graf Clemens Finck von Finckenstein hat nämlich nicht nur 2013 zusammen mit Jesper Munk dessen Debütalbum eingespielt, sondern gemeinsam mit dem Gitarristen und weiteren Ex-Lila's-Riots-Kompagnon Mateo Navarro die Band Inside Golden gegründet. Diese führt, wie man es auf ihrer diese Woche erscheinenden Debüt-EP und dem zugehörigen Release-Konzert am Freitag in der Milla hören kann, das Erbe von Lila's Riot auf gewisse Weise fort. Aber dann doch mit einer leicht anderen Note.

Inside Golden Blues

Munks ehemaligen Mitmusiker machen ihr eigenes Ding als "Inside Golden".

(Foto: Inside Golden)

Dazu gehört etwa, dass Mateo Navarro nicht mehr nur Gitarre spielt, sondern auch singt. Er macht das gut, mit einer Stimme, die sich, hat man das Gefühl, tatsächlich ein bisschen an Munks Verve und Emphase orientiert. Auch wenn sie dann doch nicht ganz deren Ausdruckskraft erreicht. Ansonsten kredenzt das Quartett auf seiner EP einen schmissigen Bluesrock-Sound, der in den insgesamt sechs Songs mal nach der populären Indie-Variante der Black Keys klingt, mal psychedelisch angehaucht in Richtung Siebzigerjahre wummert. Teilweise wird es aber auch sehr ruhig und balladesk, fast folkig, bis am Schluss dann noch einmal kräftig die Gitarre los röhrt. Mit einem ähnlichen Furor, wie sie das auch schon zu Beginn der EP tut. Womit der Anfang genauso wie das Ende ein bisschen wie ein Befreiungsschlag klingt.

Auf jeden Fall zeigen Inside Golden damit, dass der Bluesrock auch ohne Jesper Munk in München noch immer jung und sehr lebendig klingt. Etwas, was auch die fünf Jungs von der Whiskey Foundation beweisen. Mit "Blues & Bliss" legen die Münchner am 20. Oktober ihr zweites Album vor. Das klingt so, als hätten sie neben ein paar Stamperln Black Sabbath oder Led Zeppelin eine ganze Flasche The Doors hinuntergekippt. Nicht unbedingt wegen Murat Kaydirmas Gesang, aber wenn es wie etwa beim fast zehn Minuten langen Stück "Free My Mind" psychedelisch losorgelt, dann verbreitet sich doch ein vergleichbares Feeling. Live gibt es das Ganze am 12. Januar im Muffatwerk. Wegen einer Verletzung des Schlagzeugers wurde das Release-Konzert auf diesen Tag verschoben.

Inside Golden, EP-Release-Konzert, Fr., 13. Okt., 20.30 Uhr, Milla, Holzstr. 28; Jesper Munk, Lary & Robot, So., 15. Okt., 20 Uhr, Muffathalle, Zellstr. 4; The Whiskey Foundation, Fr., 12. Jan., 20.30 Uhr, Muffathalle, Zellstr. 4 (das Album "Blues & Bliss" ist ab 20. Okt. bei Sun King Music erhältlich)

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