Biografie:Magie des Aufruhrs

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Leben und Bedeutung des großen Nelson Mandela, erzählt von Christian Nürnberger und dem Journalisten Stephan Kaußen.

Von Fritz Göttler

Christian Nürnberger, Stephan Kaußen: Nelson Mandela. Gabriel Verlag, Stuttgart 2018. 108 Seiten, 12,99 Euro. (Foto: Verlag)

Dies ist die Geschichte von Rolihlahla, aus dem südafrikanischen Volk der Xhosa, einem der ganz großen Männer des 20. Jahrhunderts, eine Geschichte, die von Terror zu Versöhnung führt. Rolihlahla ist sein Xhosa-Name, man kennt ihn weltweit unter dem Namen Nelson Mandela.

Christian Nürnberger erzählt diese Geschichte knapp und emphatisch, auch mit Momenten von Pathos. "Ein Kampf für das Recht auf Leben" heißt dieser Teil des Buches, er folgt dem bewährten historischen Erzählmodell vom Kampf gegen ein Unterdrückersystem - die Apartheid in Südafrika, die jahrzehntelang die weiße Bevölkerung - Buren und Briten - an der Macht hielt und die schwarzen Massen streng separierte, in jämmerlichen Townships, ihnen jeden gesellschaftlichen Aufstieg blockierte.

Als sein Vater starb, wurde Nelson von der Mutter dem Regenten der Xhosa, seines Volkes, in die Vormundschaft gegeben, der dies, wie es seine Pflicht dort war, annahm. Aber Nelson wollte selbst seinen Weg machen, er büxte aus, fand Arbeit in einer Mine, dann in einer Kanzlei, arbeitete selbst als Anwalt. Er erlebte den Terror der südafrikanischen Regierung, große Streiks, blutig niedergeschlagen. Er suchte den gewaltlosen Widerstand - nach dem Vorbild von Gandhi in Indien -, trat als Mitglied in den American National Congress (ANC) ein, in die starke Bürgerrechtsvereinigung. Erst als er erkannte, wie zwecklos diese Form des Widerstands war, beteiligte er sich auch an terroristischen Akten. Er wurde verraten, verurteilt, 27 Jahre eingekerkert auf Robben Island, der Insel vor Kapstadt. 1990 kommt er, als die Regierung auf Druck von außen sich öffnet, frei. 1994 gab es die ersten freien Wahlen, mit einem triumphalen Sieg für ihn. "Vergeben, aber nicht vergessen" ist seine Parole für die neue Regierung. 1999 zieht Mandela sich aus der Politik zurück, 2013 stirbt er im Alter von 95 Jahren. Er bleibt auch nach seinem Tod eine symbolische Kultfigur für die Post-Apartheid-Gesellschaft - die legendäre "Madiba Magic"! Den Willen nach Versöhnung der Gesellschaftsschichten brachte er spektakulär zum Ausdruck beim Finale der Rugby-Weltmeisterschaft, als er das Trikot der Springboks trug, der dem weißen Regime eng verbundenen Nationalmannschaft. (Clint Eastwood hat 2009 darüber den Film "Invictis" gemacht, mit Morgan Freeman als Mandela.)

Im zweiten Teil des Buches skizziert dann der Journalist Stephan Kaußen "Mandelas Südafrika - gestern und heute". Das politische Ungleichgewicht der Apartheid ist heute, wie in vielen Ländern weltweit, durch das soziale ersetzt, das die extrem Reichen, zu denen nun auch Schwarze gehören, trennt von den extrem Armen. Und wie überall dominieren auch in Südafrika die neoliberalen Momente, eine wirkliche Revolution. Und natürlich ist die internationale Politik immer noch stark von wirtschaftlichen Interessen und Strukturen bestimmt - auch im neuen Afrika sieht der Westen vor allem die immensen Bodenschätze, die es auszubeuten gilt, sicherlich eine der Ursachen der Flüchtlingsströme heute. So entwickelt das Buch zwei Bewegungen, die Legende Mandela und wie ihr revolutionärer Aspekt abgeblättert ist mit der Zeit. Rolihlahla, der Name bedeutet übrigens: Unruhestifter.

© SZ vom 25.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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