Ein bekanntes Beispiel für einen DDR-Skandal ist der Fall "Kaffee-Mix": Das Regime hatte stets propagiert, in der DDR gebe es keine Preissteigerungen. Bohnenkaffee kostete den Staat viele Devisen. Also kam 1977 "Kaffee-Mix" in die Geschäfte, eine Mischung aus Bohnenkaffee, Malz und Zichorie - für den gleichen Preis, den die DDR-Bürger zuvor für ihren Bohnenkaffee hatten zahlen müssen. Das fassten die Ostdeutschen als Skandal und politischen Betrug auf, sie sprachen darüber, sie beschwerten sich. Wenig später gab es "Kaffee-Mix" nicht mehr.
Nur weil die Skandalisierung in der DDR anders ablief als im Westen, sollte man nicht so tun, als habe es dergleichen dort nicht gegeben. Die schöne Gelegenheit zu einem aufschlussreichen Systemvergleich: das Bonner Haus der Geschichte hat sie nicht wahrgenommen. Während die DDR existierte, waren die Ostdeutschen nicht mundtot. Erst im Nachhinein werden sie dazu erklärt.