Im Krieg des 21. Jahrhunderts ist die Welt der Bilder entfesselt. Vorbei die Zeiten von tonnenschwerem Gerät, nationalen Verbreitungsschranken und effektiver Zensur. Bilder sind höchstens noch im Zaum zu halten durch "Ground Rules" oder auch moralische Kodizes wie die Genfer Konvention, die die Würde der oft unfreiwillig Abgebildeten schützen soll.
Fotografie kann weiterhin Manipulation oder Enthüllung bedeuten. Doch wie Susan Sontag feststellte: Bei aller Empathie und Reflexion, die durch Bilder ausgelöst wird, entfernt sich der Betrachter früher oder später wieder. Tatsächlich versteht den Krieg nur, wer ihn selbst erlebt hat. Für diejenigen, denen das erspart bleibt, ist die Kriegsfotografie dennoch ein Fenster, das Einblicke ermöglichen kann - sofern man es zulässt. Und sich die nötige Skepsis bewahrt.
Demonstration in Istanbul mit Protesten gegen Abu Ghraib und Guantanamo am 1. September 2005/ Foto: AP
(Text: Irene Helmes)
(sueddeutsche.de/korc)