Bilderbuch:Halt durch Baby

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Illustration aus Ian Falconer: Olivia spioniert. (Foto: N/A)

Wieder stößt das Schweine­mädchen Olivia mit seinen Einfällen an die Grenzen elterlicher Geduld und muss sehr erfinderisch sein.

Von Roswitha Budeus-Budde

Ian Falconer, der seit 2001 sein Schweinemädchen Olivia mit vollem Risiko durchs Leben sausen lässt, stellt seine Heldin im neunten Band vor ein schweres Problem. Sie ist wieder unterwegs, um ihre Mutter in den Wahnsinn zu treiben. So verwandelt sie die Küche in ein Blaubeerenchaos - "Mami, ich weiß, wie man den Mixer benutzt" - oder stopft in die Waschmaschine zu Vaters weißen Hemden ihre roten Socken - "Mama, ich weiß, wie man die Waschmaschine bedient." Jetzt hat sie selbst wunderbare rosa Hemden, das beste Outfit für eine Piratin. Die Mutter, verzweifelt, wünscht sich im Telefongespräch mit der Tante, sie könnte ihre muntere, selbstbewusste Tochter in einer Institution unterbringen, wo sie Vernunft annimmt. Was Olivia , natürlich rein zufällig, mithört. Sie ist alarmiert, was bedeutet "Institution"? Wird sie weggeschickt, vielleicht ins Gefängnis? Da hilft nur eines, spionieren, um herauszufinden, was die Gespräche der Mutter bedeuten.

Mit großem Vergnügen sieht man also auf den treffend mit karikaturistischem Strich gezeichneten Schwarz-Weiß-Szenen, wie Falconer Olivia mit dem Interieur der Wohnung verschmelzen lässt. Einmal als Fuß der Lampe, dann als Teil eines Wandgemäldes, oder als Attrappe auf dem Zebrafell am Boden. Angepasst wie ein Chamäleon kann sie spionieren, und versucht, sich einen Reim darauf zu machen, was die kryptischen Gespräche der Eltern bedeuten. Sie beunruhigen sie so sehr, dass sie sich schon hinter Gittern sieht, und, zur Verblüffung der Mutter, für einen geheimnisvollen, überraschenden Besuch in der Stadt einen kleinen Koffer mit ihren Lieblingssachen und dem Shirt mit dem Aufdruck "Halt durch, Baby!" einpackt.

Ohne jetzt den Schluss zu verraten, kennt man aus den vorhergehenden Olivia-Bänden die Obsession von Ian Falconer für den Eigensinn und die Stärke seiner Hauptfigur. Und seine Vorliebe für Eltern, die so ein Kind ertragen und lieben. Auch wenn sie manchmal sprachlos sind, wie Olivias Mutter, als ihre Tochter ankündigt, zur Wiedergutmachung die ganze nächste Woche das Abendessen zu kochen. "Oh nein, das wirst du nicht!". "Mami, ich weiß, wie man kocht!" (ab 4 Jahre)

Ian Falconer : Olivia spioniert. Aus dem Englischen von Maya Geis. Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 2018. 32 Seiten, 15 Euro.

© SZ vom 29.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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