Bildband: The Music Book:Lang rappe der König

Schwarze Rüschen, rotes Pferd, goldener Thron: Der Bildband "The Music Book" von Fotograf Mark Seliger zeigt Pop- und Rockstars so, wie sie gesehen werden wollen. Die Bilder.

J.-C. Rabe

4 Bilder

The Music book, Seliger, Rolling Stone

Quelle: SZ

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Schwarze Rüschen, rotes Pferd, goldener Thron: Der Bildband "The Music Book" von Fotograf Mark Seliger zeigt Pop- und Rockstars so, wie sie gesehen werden wollen. Eine Auswahl der Bilder.

Anders als man vermuten könnte, ist das Verhältnis des Pop zu den Fotografien, die er von sich machen lässt, voller Missverständnisse. Dem ästhetischen Anspruch der Musik setzen sie meist frappierend wenig entgegen. Man kann das im Internet sehen, vor allem aber zeigt es sich in den Pop-Zeitschriften. Seltsam uninspirierte Schnappschüsse sind dort selbst bei Künstlern der Regelfall, deren Clips im Netz allen Ansprüchen zeitgenössischer Videokunst genügen.

Rapper Nelly/ Alle Fotos: "The Music Book", teNeues Verlag

The Music book, Seliger, Rolling Stone

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Der Grund dafür ist meist schnell benannt: Die Zeitschriften müssen aus Kostengründen das Promo-Bildmaterial der Plattenfirmen verwenden und die können sich gute Bilder auch nicht mehr leisten. Ganz falsch dürfte das Argument nicht sein. Ganz richtig aber vielleicht auch nicht. Denn nicht nur ein Blick in ältere Ausgaben der Musikzeitschriften, auch der Band "The Music Book" (teNeues, Kempen u.a. 2008, 160 S., 59,90 Euro) von Mark Seliger, dem wir dieses Porträt der amerikanischen Metal-Band Metallica aus dem Jahr 1991 entnehmen, legt die Vermutung nahe, dass nicht mangelndes Geld das Problem ist, sondern das Bild, das die Stars und Superstars des Pop von sich selbst im Kopf haben.

Metallica/ Foto: teNeues

The Music book, Seliger, Rolling Stone

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Oder wie lässt sich sonst verstehen, dass sich die White Stripes in schwarzen Rüschengewändern auf einem knallrot kolorierten Pferd ablichten ließen? Und Elvis Costello allen Ernstes im langen, dunklen Mantel auf Kopfsteinpflaster im Kunstregen laufend? So ist der Band größtenteils eine Sammlung abgegriffenster Pop-, Rock- und Country-Klischees, und je länger man ihn betrachtet, desto weniger Respekt hat man vor dem berühmten Hochglanz-Fotografen Mark Seliger, der ein Jahrzehnt lang, bis 2002 Bildchef beim amerikanischen Rolling Stone war, dem Zentralorgan des ästhetischen Neo-Barock.

Fleetwood Mac/ Foto: teNeues

The Music book, Seliger, Rolling Stone

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Der Respekt vor dem Hirnforscher und Übersetzer, dem Pop-Aufklärer Seliger jedoch, der es schafft, uns die Stars so zu zeigen, wie sie gesehen werden wollen - dieser Respekt wächst. Und klar ist nach der Durchsicht auch, warum Tom Wolfe in seinem lesenswerten Vorwort Seliger allein für die Porträts von Hip-Hop-Superstars feiert. Die irre Opulenz Seligers - P. Diddy etwa sitzt mit Krone und Hermelinmantel auf einem goldenen Thron auf dem New Yorker Times Square - wirkt hier plötzlich gar nicht mehr hohl und konventionell, sondern einfach souverän selbstironisch.

Foto: teNeues

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