Die Menschen im Heute zu dokumentieren, reichte der Fotografin nicht aus. Von Anfang an ist ihr klar gewesen, dass ihre Fotografien nach Texten verlangen. In "Kriegskinder" steht Erinnerung neben Gegenwart, beides sind Facetten eines Menschen, dem der Betrachter auf mehreren Ebenen begegnen kann: Indem er nach der Erinnerung im Bild sucht, zum Beispiel. Zeigen sich in diesen Falten womöglich Spuren der Trauer, des Schmerzes, des Schreckens?
Als die 1968 geborene Helwig selbst Mutter wurde, habe sie sich verstärkt für die Generation ihrer eigenen Eltern interessiert. "Mir war nie so richtig bewusst, was sie vom Krieg mitbekommen haben." Was Peter Brötzmann ihr erzählte, beginnt fast anekdotenhaft: Als seine Mutter beschlossen hat, zu fliehen, vertauschte sie in der Hektik des Aufbruchs seinen linken und seinen rechten Schuh. Kilometerweit musste er in den verkehrt angezogenen Schuhen laufen, die Bombenangriffe auf den Treck, Entlausungsduschen und die dünne Suppe in den Flüchtlingslagern erwähnt er nur in Halbsätzen. Beim Lesen stolpert man über die Schilderungen, weil sie so unvermittelt kommen. Für Brötzmann aber haben sich die Schuhe und die Suppen beide ins Gedächtnis eingeprägt.