Berliner Theatertreffen 2016:Das sind die besten Theater-Inszenierungen der Saison

Sie sind die Oscars der deutschsprachigen Theaterwelt - nun steht die Auswahl für das Berliner Theatertreffen fest. Die Inszenierungen im Überblick.

Die Auswahl der zehn Inszenierungen für das 53. Berliner Theatertreffen steht: Gleich drei Mal lud die Festivaljury Produktionen von Berliner Bühnen ein, zwei Mal ist Hamburg vertreten. Ansonsten eine "wenig prickelnde Auswahl", wie SZ-Kritikerin Christine Dössel befindet (einen ausführlichen Kommentar lesen Sie hier).

Weitere Inszenierungen kommen aus München, Kassel, Wien, Karlsruhe und Zürich, wie die mit Theaterkritikern besetzte Jury am Mittwoch bekanntgab. Dieses Mal seien "viele Newcomer-Regisseure" eingeladen worden, sagte Festivalleiterin Yvonne Büdenhölzer. Es scheine sich eine junge, neue Theatergeneration durchzusetzen. Auffallend außerdem: Erstmals sei knapp die Hälfte der zum Festival eingeladenen Theatermacher weiblich, so Büdenhölzer.

Jedes Jahr werden die zehn "bemerkenswerten" Inszenierungen der Saison zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Hier die diesjährige Auswahl:

  • "Schiff der Träume", Deutsches Schauspielhaus Hamburg

Mit ihrer Federico-Fellini-Inszenierung ist Karin Beier in Hamburg "leider beim Rassismus-Test durchgefallen". Aber selbst wenn die Integration auf der Bühne gescheitert sein mag - Flüchtlingskrise bleibt das Thema der Stunde.

  • "Ein Volksfeind", Schauspielhaus Zürich

Vom Nutzen und Schrecken der E-Demokratie: Dietmar Dath hat Ibsens "Volksfeind" für das Internetzeitalter bearbeitet. In Zürich wird daraus ein umstrittenes Digital-Spektakel - trotzdem darf Pucher zum bereits siebten Mal zum Theatertreffen.

  • "Stolpersteine Staatstheater", Staatstheater Karlsruhe

Hans-Werner Kroesinger thematisiert die Geschichten hinter den Stolpersteinen vor dem Theater, die an die Opfer des Nationalsozialismus' erinnern.

  • "der die mann", Volksbühne Berlin

Alles Dada: Auch Herbert Fritschs surreale Sprechoper mit Texten von Konrad Bayer wurde in diesem Jahr nominiert.

  • "Mittelreich", Münchner Kammerspiele

Anna-Sophie Mahlers Inszenierung nach Josef Bierbichlers Roman "Mittelreich" fiel bei der Kritik durch ("Sie entzieht der Familiensaga jedes Leben"). Ob die Nominierung etwas mit der Intendanz von Matthias Lilienthal an den Münchner Kammerspielen zu tun hat? Gut möglich.

  • "The Situation", Maxim Gorki Theater Berlin

Wirklichkeitsnah und hochpolitisch: In Yael Ronens Anti-Pathos-Stil sind Neuköllner WG-Alltag und Nahostkonflikt gleich wichtig.

  • "Effi Briest - allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie", Deutsches Schauspielhaus Hamburg

Clemens Sienknecht und Barbara Bürk inszenieren Fontane als Show - für die Jury gehört ihr Werk ebenso wie das literarische Vorbild zu "Unfällen der misslungenen Befreiung".

  • "Väter und Söhne", Deutsches Theater Berlin

"Schauspielertheater vom Feinsten" nennt es Peter Laudenbach. Und mehr: Daniela Löffner, ebenfalls Newcomerin, gelinge am Deutschen Theater Berlin mit "Väter und Söhne" nach dem Roman von Turgenjew ein hinreißender Abend.

  • John Gabriel Borkman, Burgtheater Wien / Wiener Festwochen / Theater Basel

Noch ein neues Gesicht in Berlin: Simon Stone inszeniert eine "Boulevardsause in Banaljargon" und breitet den Mantel des Schneiens aus über Ibsens John Gabriel Borkman. Hat sich gelohnt.

  • "Tyrannis", Staatstheater Kassel

Auch mit Ersan Mondtags Einladung dürften wenige gerechnet haben. Aber sein "Idyll von Soziopathen", wie es die Frankfurter Rundschau nennt, ist zu ungewöhnlich inszeniert, um nicht nominiert zu werden. Ohne zu sprechen und mit geschlossenen Augen agieren die sechs Schauspieler von der Außenwelt abgeschottet.

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