Berliner Schaubühne:Vergesst Tarantino!

Thomas Ostermeier inszeniert an der Berliner Schaubühne "Im Herzen der Gewalt" von Édouard Louis so eindringlich, dass dem Publikum der Atem stockt.

Von Peter Laudenbach

Am Ende liegt der nackte Édouard auf dem Boden, erschöpft, nicht nur äußerlich entblößt, und vielleicht auf dem Weg zu seiner seelischen Heilung. Er hat sich (und uns) von der Liebesnacht mit einem Fremden, dem Sohn eines nordafrikanischen Migranten, erzählt. Diese Nacht endete mit einem Diebstahl und einer brutalen Vergewaltigung mit vorgehaltener Pistole. Und er hat vom Erzählen erzählt - davon, wie er Polizisten, Ärzten, seiner eigenen Schwester von dieser Horrornacht berichtet hat, und wie seine Geschichte unter den mehr oder weniger offen rassistischen, homophoben Kommentaren der Zuhörer auf einmal nicht mehr ihm selbst gehört.

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