Berlin:Schriftstellerin Angelika Schrobsdorff in Berlin gestorben

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Die Autorin Angelika Schrobsdorff. (Foto: dpa)

Die Autorin wurde 88 Jahre alt. Bekannt ist sie vor allem für ihren Debütroman "Herren", der 1961 einen Skandal auslöste.

Die Schriftstellerin Angelika Schrobsdorff ist tot. Sie starb bereits am Wochenende im Alter von 88 Jahren in Berlin.

Wie der Rbb berichtet, sei die Autorin nach langer Krankheit in der Nacht zum Sonntag gestorben. Sie entstammte einer großbürgerlichen Familie, wurde in Freibrug geboren und wuchs in Berlin auf. Gemeinsam mit ihrer Mutter, einer Jüdin, und der Schwester musste Schrobsdorff 1938 vor den Nazis nach Bulgarien fliehen. Sie überlebte den Holocaust, die Großeltern starben in Theresienstadt.

Nach Kriegsende kam sie wieder nach Deutschland. In den 70er Jahren heiratete sie den französischen Filmemacher Claude Lanzmann. Sie lebte in Paris und München, bevor sie 1983 nach Jerusalem zog. Von dort kehrte sie 2006 aufgrund der politischen Lage nach Berlin zurück.

In einem Interview, das der Stern zu ihrem 80. Geburtstag mit ihr führte, sagte sie über ihre Rückkehr nach Deutschland: "Es stirbt sich leichter in Deutschland, ja, das hoffte ich. Aber ich bin keine Deutsche. Heimat ist ein schönes Wort, und ich habe zwei Heimaten verloren: die deutsche und mein Jerusalem." Auf das Altern und das Sterben angesprochen sagte sie dort: "Mein Tod wäre eine Erlösung."

Mit Distanz und Ironie

Eines der erfolgreichsten Bücher von Schrobsdorff war der Bestseller "Du bist nicht so wie andre Mütter", es wurde mit Katja Riemann in der Hauptrolle verfilmt. Ihr erotisch-psychologischer Debütroman "Herren" löste 1961 einen Skandal aus. Darin beschreibt die Autorin anhand ihrer Protagonistin Evelyn ausführlich von den leidenschaftlichen Beziehungen, die sie zu diversen Herren pflegt.

Ihr Werk, zu dem auch die Bücher "Wenn ich dich je vergesse, oh Jerusalem", "Jericho" und "Grandhotel Bulgaria" gehören, wurde in mehrere Sprachen übersetzt. "Sie erzählt, was sie erlebt hat, und sie erzählt es mit Distanz und zärtlicher Ironie", sagte einmal die Schriftstellerin Simone de Beauvoir über Schrobsdorff.

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