Berlin:Peter Schäfer wird neuer Direktor des Jüdischen Museums

Peter Schäfer wird in Zukunft die Geschäfte des Jüdischen Museums in Berlin leiten. Eigentlich war die Programmdirektorin Cilly Kugelmann für diesen Posten gehandelt worden.

Von Thorsten Schmitz, Berlin

Das Jüdische Museum Berlin hat einen neuen Direktor. Der Stiftungsrat unter Vorsitz von Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat am Donnerstag auf einer nicht-öffentlichen Sitzung beschlossen, dass Prof. Dr. Peter Schäfer von 1. September 2014 an das 2001 gegründete Museum leiten wird. Überraschenderweise ist nicht Cilly Kugelmann zur Direktorin gewählt worden, die seit 2002 dem Museum angehört, Programmdirektorin ist und das Gesicht des Museums bisher maßgeblich geprägt hat.

Das Jüdische Museum Berlin, das bundesweit gemessen an den Besucherzahlen zu dem größten seiner Art gehört, wurde bisher vom früheren US-Finanzminister W. Michael Blumenthal geführt. Blumenthal war die meiste Zeit jedoch nicht in Berlin, da er in New Jersey an der Ostküste der USA lebt. In den vergangenen Jahren ist immer mal wieder Kritik aufgekommen, dass sich nur schlecht ein Museum leiten lasse, wenn der Direktor seinen Hauptwohnsitz in den USA hat.

Peter Schäfer wurde 1943 in Mülheim an der Ruhr geboren, studierte katholische Theologie, Philosophie und Judaistik in Bonn und an der Hebräischen Universität Jerusalem. In Freiburg promovierte er zum Dr. phil. Danach war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institutum Judaicum in Tübingen tätig und habilitierte sich 1973 in Judaistik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

Gastprofessuren in Oxford, Jerusalem und Yale

Von 1983 an wirkte er als Direktor des Instituts für Judaistik an der Freien Universität Berlin, bevor er 1998 Member and Visiting Mellon Professor am Institute for Advanced Studies in Princeton (USA) wurde. Dort berief man ihn 2003 auch zum ersten Lehrstuhlinhaber der Ronald O. Perelman Professorship of Judaic Studies und Professor of Religion. Schäfer hat zudem mehrere Gastprofessuren wahrgenommen, unter anderem in Oxford, Jerusalem und Yale. Mit der theologischen Ehrendoktorwürde wurde er 1993 in Utrecht (Niederlande) ausgezeichnet sowie 2007 mit der philosophischen Ehrendoktorwürde der Universität Tel Aviv (Israel) geehrt.

Seit 1997 ist Schäfer Foreign Member der American Philosophical Society, 2002/03 wurde er Fellow am Historischen Kolleg in München, 2007/2008 am Berliner Wissenschaftskolleg. Er ist unter anderem ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Auch durch Preisverleihungen ist Peter Schäfer ausgezeichnet worden - herausragend in Deutschland durch den Leibniz-Preis 1994 und in den USA durch den renommierten "Andrew W. Mellon Foundation Distinguished Achievement Award" 2006 für seine Initiative, die Tradition jüdischer Studien in Deutschland wiederzubeleben.

Die Stiftung Jüdisches Museum Berlin erhält von der Bundesrepublik Deutschland über den Staatsminister für Kultur und Medien, der auch die Rechtsaufsicht über die Stiftung ausübt, eine jährliche Zuweisung, die etwa drei Viertel des Gesamtbudgets abdeckt. Die restlichen Mittel werden größtenteils durch Spenden aufgebracht, aber auch durch Einnahmen des Hauses erwirtschaftet.

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