Weltberühmter Bariton:Fischer-Dieskau ist tot

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Seine Interpretationen haben die Kunst des Singens entscheidend geprägt: Dietrich Fischer-Dieskau galt als einer der "besten Liedersänger aller Zeiten". Kurz vor seinem 87. Geburtstag ist der Bariton nun im bayerischen Berg bei Starnberg gestorben.

Der Sänger Dietrich Fischer-Dieskau ist tot. Er starb am Freitag im bayerischen Berg bei Starnberg kurz vor seinem 87. Geburtstag, wie seine Frau Julia Varady mitteilte.

Dietrich Fischer-Dieskau ist tot. Die Akribie seines Vortragsstils machte ihn zu einem der größten Sänger des 20. Jahrhunderts.  (Foto: dapd)

Der "Jahrhundertsänger" Fischer-Dieskau galt als einer der bedeutendsten Vertreter des romantischen Liedgesangs. Untrennbar verbunden mit seinem Namen bleiben vor allem seine Interpretationen von Franz Schuberts "Winterreise". Er machte aber auch als Opernsänger, Musikpädagoge und Schriftsteller Karriere.

Die Bayerische Staatsoper bezeichnete Fischer-Dieskaus Tod als großen Verlust für die gesamte Musikwelt. Der Bariton habe "durch seine Interpretationen im Liedgesang und in der Oper die Kunst des Singens entscheidend geprägt", sagte Staatsopern-Intendant Nikolaus Bachler in München. "Der heutige Liedgesang wäre ohne die Prägung durch Dietrich Fischer-Dieskau nicht denkbar. Die Bayerische Staatsoper trauert um einen ihrer wichtigsten Künstler überhaupt."

Fischer-Dieskau pflegte über fünf Jahrzehnte enge künstlerische Verbindungen zur Staatsoper. Bereits 1952 sang er dort die Partie des Jochanaan in der Oper "Salome" von Richard Strauss, es folgten an die 20 weitere Rollen. 1959 wurde er zum Bayerischen Kammersänger ernannt. In der 1979 am Hause uraufgeführten Oper "König Lear" von Aribert Reimann interpretierte er die Titelpartie.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer würdigte den verstorbenen Lied- und Opernsänger als "Jahrhunderterscheinung" und "Ausnahmekünstler". "Mit ihm verliert die Musikwelt einen der ganz Großen", schrieb der CSU-Politiker.

Wowereit: "Berlins Ansehen als Kulturmetropole bereichert"

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit zeigte sich betroffen über den Tod des Sängers. Der Künstler habe "mit unbeugsamem Fleiß und einzigartiger Begabung in vielen Jahrzehnten Berlins Ansehen als Kulturmetropole bereichert", sagte der SPD-Politiker. Seit seinen ersten Auftritten in den 1940er Jahren sei der Sänger ein "hoch geachteter Botschafter zuerst der geteilten und dann der vereinten Stadt" gewesen, sagte Wowereit.

Er erinnerte daran, dass Fischer-Dieskau für seine Verdienste im Jahr 2000 zum Ehrenbürger von Berlin ernannt wurde. Berlin war nach Wowereits Worten immer stolz auf das Schaffen "eines seiner großen Söhne und blickt dankbar auf ein beeindruckendes Lebenswerk zurück".

Fischer-Dieskau wurde am 25. Mai 1925 in Berlin geboren. Seine musikalische Begabung wurde früh erkannt, seine Karriere als Sänger begann 1947. Im Alter von 23 Jahren wurde er als erster lyrischer Bariton an der Städtischen Oper Berlin verpflichtet. Ab 1949 kamen Auslandsgastspiele in England, den Niederlanden, Frankreich und Italien hinzu. Ab Mitte der 1950er Jahre war Fischer-Dieskau ständiger Gast bei den Bayreuther Festspielen sowie in Salzburg.

Text und Musik gleichberechtigt nebeneinander gestellt

Zu den Höhepunkten seiner Laufbahn gehörten die Teilnahme an der Uraufführung von Benjamin Brittens "War Requiem" bei der Einweihung der neuen Kathedrale im britischen Coventry im Jahr 1962.

1948 spielte er erstmals die "Winterreise" ein, von der später weitere acht Aufnahmen erschienen. Liedklassiker wie "Die schöne Müllerin" oder Mahlers "Kindertotenlieder" erreichten als Platten hohe Auflagen. Die Times nannte ihn den "besten Liedersänger aller Zeiten". Kritiker schätzten besonders die Akribie seines Vortragsstils, in dem Text und Musik gleichberechtigt nebeneinander gestellt waren.

Der Dirigent, Maler, Musikwissenschaftler und Rezitator publizierte über den Goethe-Freund Carl Friedrich Zelter und das Berliner Musikleben.

Seine Gesangskarriere beendete Fischer-Dieskau 1992. Die letzten öffentlichen Auftritte absolvierte er in Stuttgart und Berlin. Bis zuletzt gab er Meisterklassen und unterrichtete den Sängernachwuchs an der Berliner Hochschule der Künste. Zu seinen Schülern gehörten Thomas Quasthoff und Christian Gerhaher.

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