Begegnung mit Bernd Eichinger:Baader, Meinhof und der Golfball

Filmproduzent Bernd Eichinger versucht sich auf dem Eichenrieder Golfplatz beim Einputten - und plaudert dabei über Hobbys, frühes Aufstehen und seinen Film "Der Baader Meinhof Komplex".

Jürgen Schmieder

Bernd Eichinger steht auf dem Grün und runzelt die Stirn. "Das ist ja eine ganz andere Sache als letztes Jahr", sagt er. "Beim Abschlag musste ich nur auf den Ball einprügeln, das hier ist schwerer." Ken Williams, Profi des Golfclubs München-Nord in Eichenried, hat den Schwierigkeitsgrad erhöht: Eichinger muss putten lernen und Bälle aus zehn Metern Entfernung einlochen.

Bernd Eichinger

Bernd Eichinger: "Ein Produzent muss alles können."

(Foto: Foto: Hanni Schmieder)

Der erste Versuch geht weit daneben. Seine Tochter Nina kommt ihm zu Hilfe und versenkt den Ball. "Die Familienehre ist gerettet", jubelt Eichinger.

Der Filmproduzent ist kein passionierter Golfspieler wie viele andere aus seiner Branche. Eichingers Passion sind Tiere. "Ich sitze lieber auf einem Pferd und reite mit meiner Tochter durch die Gegend", sagt er, während er versucht, den nächsten Ball einzulochen.

Golf sei zwar ein schöner Sport, ihm fehle allerdings die Geduld: "Beim Skifahren etwa kommt selbst ein Anfänger den Hang hinunter, beim Golf dauert es lange, bis Erfolge zu sehen sind." Außerdem müsse man zum Golf früh aufstehen, und das "tue ich nun wirklich nicht gern." Also lieber reiten.

In den vergangenen Monaten allerdings hatte Eichinger wenig Zeit, seiner Leidenschaft nachzugehen, er arbeitet an einem Film zum "Baader Meinhof Komplex", zu den Wirren der siebziger Jahre. "Ich arbeite immer an einem Film", korrigiert der Kreative, der 1972 - auf dem Höhepunkt der Anschläge der Roten-Armee-Fraktion (RAF) - als Aufnahmeleiter der Bavaria Film seine Karriere begonnen hatte.

Seitdem war Eichinger fleißig. Seine Filmographie listet allein für die vergangenen drei Jahren die Kinofilme "Der Untergang", "Resident Evil: Apocalypse", "Fantastic Four", "Elementarteilchen", "Das Parfum" und "DOA: Dead or Alive". Das Werk "Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer" startet am 7. August, "Pornorama" und "Resident Evil: Extinction" befinden sich in der Post-Produktion. Viel Zeit für Hobbys bleibt da nicht.

"Ich bin Produzent, ich muss alles können", hatte Eichinger vor einem Jahr gesagt, als er auf der Driving Range in Eichenried einen Ball nach dem anderen aufs Feld drosch. Diesmal ist er demütiger: "Die Richtung habe ich schon, nur das Gefühl für die Entfernung fehlt." Er versucht wieder, einen Ball einzulochen und scheitert knapp. Kurz ärgert er sich, dann lacht er und sagt: "Aber einen Film zu produzieren ist schon noch schwerer als Putten."

Das gilt sicher für Eichingers neuestes Projekt, die Verfilmung des Buches "Der Baader Meinhof Komplex" von Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust. Das Buch gilt als Standardwerk zur Geschichte des linksrevolutionären Terrorismus und gehörte einst zum Inventar von alternativen Wohngemeinschaften. Aust selbst hat die zweite Auflage 1997 um Akten der Stasi ergänzt.

Zum Schreiben des Drehbuchs zog sich Eichinger für drei Monate nach Los Angeles zurück und stimmte sich mit Spiegel-Mann Aust ab. "Das Thema ist mir sehr nah", sagt er. "Ich habe die Dinge als junger Mann hautnah miterlebt."

Drehstart am 7. August

"Die Geschichte beginnt 1967 mit den Studentenunruhen und endet 1977", sagt Eichinger zu seinem Film - von Benno Ohnesorg bis Stammheim sozusagen. Mehr will er zur Dramaturgie nicht verraten. Die Zuschauer müssen sich bis Herbst 2008 gedulden, dann kommt der Film in die Kinos. "Das Drehbuch ist fertig, die Hauptdarsteller stehen auch fest", sagt Eichinger. Moritz Bleibtreu wird Andreas Baader spielen, Martina Gedeck übernimmt die Rolle der Ulrike Meinhof. Auch Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara und Karoline Herfurth werden zu sehen sein.

"Am 7. August beginnen die Dreharbeiten", verrät er noch und sagt: "Wir werden vor allem in und um Berlin drehen, aber auch in Marokko."

Bis dahin, und nach der anstrengenden Arbeit am Drehbuch, nimmt sich Deutschlands bekanntester Filmproduzent Zeit, um für sein Projekt "Artists for Kids" mit Kindern zu golfen. Am Sonntag in Eichenried feuert er die Jugendlichen seiner Mannschaft an und verzweifelt, wenn er selbst den Ball nicht perfekt erwischt: "Ich treffe das Ding einfach nicht!"

Den letzten Ball immerhin versenkt Eichinger aus fünf Metern Entfernung. Ein Produzent kann eben doch alles.

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