Bayernpartie:Schlucht und Ordnung

Beim Bergfilm-Festival Tegernsee sind 83 alpine Geschichten zu sehen - von der ernsten Doku bis zum lustvollen Musikvideo

Von Yvonne Poppek

Die Mischung ist großartig: ein bisschen Till Eulenspiegel, ein bisschen Tanz in der Schwerelosigkeit und viel verrückte Performance. Der Kurzfilm "Metronomic" von Vladimir Cellier ist, was der Bergbuchautor, Moderator und Leiter des Bergfilm-Festivals Tegernsee, Michael Pause, verspricht: 14 Minuten Spaß. Für " Metronomic" ließ Cellier die Verdonschlucht mit Seilen überspannen, die mal als Slackline, mal als Start für Bungeesprünge dienen. Zu sehen sind bei Cellier, anders als dieses Setting erwarten ließe, keine wilden Sprünge mutiger Männer. Vielmehr stürzen sich Musiker samt Equipment in größter Till-Eulenspiegelhaftigkeit in die Schlucht. Hurra!

Celliers Film gehört zu den 83 Beiträgen, die die Organisatoren des Bergfilm-Festivals heuer aus 175 Einsendungen ausgewählt haben. Zentrales Element der Filme, die von diesem Mittwoch bis Sonntag, 19. bis 23. Oktober, in Tegernsee zu sehen sein werden, ist natürlich eine Handlung am Berg. Aber dies allein reicht nicht. Es existierten zahlreiche Filme, in denen Kletterer oder Mountainbiker zu sehen seien, sagt Pause. Dazu gebe es Musik, fertig. Diese Filme seien sich alle ähnlich - aber sie würden keine Geschichte erzählen. Und deshalb hätten sie auf dem Bergfilm-Festival keinen Platz. Es soll eben um alpine Geschichte gehen, also um mehr als nur einen spektakulärer Aufstieg am nackten Fels.

Film "Metronomic", Regie: Vladimir Cellier, Frankreich

Die Band "Radio Monkey" stürzt in "Metronomic" mit Spaß in die Tiefe.

(Foto: Damien Deschamps)

So gehören etwa Dokumentationen wie "Drawing the Tiger" zur Auswahl. Amy Benson und Scott Squire begleiten Shanta Darnal, ein Mädchen aus einem nepalesischem Bergdorf, das ein Schulstipendium in Kathmandu erhält. Für eine bessere Zukunft muss sie ihre Familie verlassen. Ist das tatsächlich Glück? Ebenso ist in Tegernsee das Porträt über den Kletterer, Künstler und Kletterroutenschrauber Julius Kerscher zu sehen, ein solider, braver Beitrag, dessen Charme von seinem Protagonisten ausgeht. Oder auch die in sehr ästhetische Bilder gekleidete Warnung vor der Klimaerwärmung von Rolf Steinmann, der für "In Between" Moschusochsen gefilmt hat.

Natürlich fehlen am Tegernsee auch die spektakulären Bergbilder nicht, Filme mit absurd schwierigen Mountainbike-Trails oder unbestiegenen, schneeumwehten Gipfeln. Eingebettet ist das Festival selbst in das wunderschöne Panorama am Tegernsee. Die Festival-Mischung ist somit selbst großartig: Berge drinnen wie draußen.

14. Internationales Bergfilm-Festival Tegernsee, Mittwoch bis Sonntag, 19. bis 23. Oktober, 08022/92 73 80

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