Bayernpartie:Mode und Magie

In der Ausstellung "Alltag - Luxus - Schutz" im Knauf-Museum Iphofen gibt es nicht nur fantastischen Schmuck zu sehen, man erfährt auch viel über die Alltagskultur im alten Ägypten

Von Sabine Reithmaier

Fliegen sind lästige Tiere. Surren penetrant rum und setzen sich meist genau dorthin, wo sie ganz bestimmt nicht sitzen sollten. Geben nicht auf, auch wenn man sie zig-mal verscheucht, riskieren es lieber, erschlagen zu werden. Ein bewundernswerter Starrsinn, fanden die alten Ägypter. Daher vergaben sie eine goldene Fliege als höchste militärische Auszeichnung nur an die mutigsten Heerführer. Von den winzigen Orden sind nur wenige Originale erhalten. Eine der goldenen Fliegen hat den Weg ins Knauf-Museum nach Iphofen gefunden und sitzt dort in einer Vitrine, umgeben von anderem "Ehrengold", etwa zweireihigen Halskragen aus flachen, eng aneinander gereihten Goldplättchen.

"Alltag - Luxus - Schutz" heißt die Sonderausstellung, die ägyptischen Schmuck aus vier Jahrtausenden zeigt. Die 600 Exponate stammen allesamt aus dem Fundus des Ägyptischen Museums Berlin und sind aus konservatorischen Gründen nur selten gezeigt. Schon allein deshalb lohnt sich der Ausflug in das an sich schon sehr sehenswerte Iphofener Reliefmuseum. Auch wenn der Schmuck fast ausschließlich in Gräbern gefunden wurde, ist die Ausstellung ein funkelnder Beweis dafür, wie gern sich Menschen zeitlebens schmücken.

Ihre ersten Ketten und Ringe schnitzten die Ägypter bereits im 5. Jahrtausend vor Christus aus Nilpferdzähnen, Hörnern, Straußeneiern, Schnecken und Muscheln. Oder sie verwendeten bunte Steine. Natürlich diente der Schmuck in erster Linie nicht der persönlichen Verschönerung, wichtiger war die Schutzfunktion desselben. In einer Vitrine tummeln sich 150 winzige Skarabäen, Sinnbilder des Sonnengotts, der sich jeden Morgen verjüngt wieder erhebt. Dazu passt als Symbol ein Käfer, der, so sahen es die Ägypter, wie aus dem Nichts heraus plötzlich aus der Erde krabbelt. So wiedergeboren zu werden, wünschten sich Angehörige aus allen Schichten, entsprechend vielfältig sind Formen, Farben und Materialien. Ob ein Ägypter sich für Bronze, Silber oder Gold entschied oder doch lieber auf Fayencen, das älteste künstlich hergestellte Material, oder Steine zurückgriff, war eine Frage des Geldbeutels.

Aber man trug nicht nur Käfer, sondern es gab jede Menge anderer Amulettfiguren, von denen man sich den Schutz bestimmter Götter erhoffte, des falkenköpfigen Sonnengottes Horus etwa oder der Göttin Thoeris, die als stehendes Nilpferd mit Löwenpfoten und Krokodilsschwanz dargestellt wurde. Während die Amulette reale Gefahren abwehren sollten - Schlangenbisse genauso wie Erdbeben, Krankheiten oder wirtschaftlichen Ruin - sollten Talismane das Glück bewusst anziehen. Ein Beispiel dafür ist eine hinreißende Kette aus sitzenden Katzenfiguren.

Ein weit verbreiteter Schmuck waren Ohrpilze, die sich die Ägypter in die Läppchen bohren ließen. Überwältigend sind die bunten Halsketten: violetter Amethyst, roter Granat, tiefgrüner Malachit, blutroter Karneol und tiefblauer Lapislazuli. Letzterer wurde aus Mesopotamien importiert und war, wie Gold und Silber, nur für die Reichen interessant. Dazu gehörte Königin Amanischacheto. Deren vielgliedrigen Halskragen würde man gern mal wenigstens für fünf Minuten umlegen.

Alltag - Luxus - Schutz. Schmuck im alten Ägypten, bis 6. 11., Knauf-Museum Iphofen, Am Marktplatz

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