Barbie und der Sex:Die Liebe gewinnt

1993 wurde eine Puppe von Ken, Barbies Freund, eingestampft, weil er zu schwul wirkte. Die neuen Barbie-Modelle können auch bisexuell sein.

Von Bernd Graff

Zwischen den Barbie-Figuren oben und unten liegt fast ein Vierteljahrhundert. Die männliche Figur, Ken , gilt als einer der größten Flops in der Geschichte der Spielwaren-Industrie. Ken, genauer dieser Earring Magic Ken, stammt aus dem Jahr 1993. Neben der blonden Barbie oben sitzt eine Freundin, die gerade erst vorgestellt wurde: Songofstyle. Sie ist der realen New Yorker Modebloggerin Aimee Song nachempfunden, die sich für die Gleichstellung sexueller Minderheiten starkmacht. Darum tragen beide Figuren T-Shirts, die Bloggerin Song groß gemacht (und in ihren Onlineshop gebracht) hat: "Love Wins" steht da in Regenbogenfarben, die Liebe gewinnt. Es ist der Slogan der Pro-Ehe-Befürworter in der LGBTQ-Bewegung, also der Menschen, die ihre nicht heteronormative Sexualität behaupten und leben.

Der Ken mit der ungewiss schimmernden Haarfarbe in Purpurweste über Fischnetz-Shirt, mit Ohrring und einem Geschmeide um den Hals, das - wie der Chicago Reader damals schrieb - "zehn von zehn Erwachsenen als ,Cock Ring' bezeichnen" (muss man nicht übersetzen), wurde zu einer eiligst eingestellten Fehlpressung, unbeabsichtigt. Angeblich, so die Fama, habe Mattel eine Gruppe fünfjähriger Mädchen entscheiden lassen, wie Ken als Barbies richtig cooler Boyfriend aussehen solle. Heraus kam der Beringte, der dann aber nicht im heterosexuellen Barbieparadies heimisch wurde, sondern sofort zum Lieblingstoy der Schwulenbewegung avancierte. Und das, nur das, war dann Grund genug, Ken wieder einzustampfen.

Längst hat bei Mattel ein Umdenken eingesetzt. Unter dem Label "Du kannst alles sein" macht sich die Puppenfirma heute stark für Diversität. Und dafür applaudiert man Mattel auch zu Songofstyle, nennt sie eine Inspiration, gerade weil unklar bleibt, ob die Figur bisexuell oder queer ist. Ein Nutzer kommentierte die Song-Vorstellung denn auch mit: "Barbie? Wohl doch eher Bar-Bi!"

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