Ballett:Vom Ehekerker in die Liebesfolter

Getanzte Weltliteratur: John Neumeiers "Anna Karenina" an der Staatsoper Hamburg ist ein großer Wurf. Der Ballett-Altmeister aktualisiert die Handlung und das Milieu des Tolstoi-Romans - die tiefe Tragik bleibt.

Von Dorion Weickmann

Die Versuchung, ein Erfolgsrezept Jahre später zu wiederholen, ist für Choreografen groß. Was auf dem internationalen Tanzparkett zieht, beschert Tantiemen und Reputation  warum also nicht mit den gleichen Zutaten noch einen Hit erzeugen? John Neumeier, Chef des Hamburger Balletts, hat dieser Versuchung widerstanden. Statt "Anna Karenina" als stilistische Reprise seiner 1978 uraufgeführten, weltweit nachgespielten "Kameliendame" anzulegen, setzt der Choreograf Leo Tolstois Romanvorlage ohne historistische Kostüme und Kulissen um. Er aktualisiert Handlung wie Milieu - und schafft damit in der Hamburger Staatsoper einen großen Wurf.

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