Bad Sex in Fiction Award:"Ihr Gesicht und ihre Vagina kämpfen um meine Aufmerksamkeit"

Jedes Jahr kürt die "Literary Review" die schlimmsten Sexszenen in Büchern - gewonnen hat der Brite Christopher Bollen.

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Christopher Bollen: The Destroyers

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Quelle: Marvin Meyer/Unsplash

Christopher Bollen hat die Jury des Bad Sex in Fiction Awards, den die britische Zeitschrift Literary Review jährlich vergibt, überzeugt. Sein Roman handelt von einer Vater-Sohn-Geschichte in Griechenland und zeigt, dass auch ein von der New York Times empfohlener Thriller peinliche Passagen enthalten kann.

"Sie bedeckt ihre Brüste mit ihrem Badeanzug und lässt ihren übrigen Körper aufreizend nackt zurück. Die Haut entlang ihrer Arme und Schultern hat unterschieldiche Schattierungen wie Wasserflecken in einer Badewanne. Ihr Gesicht und ihre Vagina kämpfen um meine Aufmerksamkeit, also blicke ich an mir hinunter auf das Billardregal aus meinem Penis und meinen Hoden."

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Laurent Binet: Die siebte Sprachfunktion

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Quelle: Corey Motta/Unsplash

Erst streift er ihr das tief ausgeschnittene Top von der Schulter, dann flüstert er ihr ins Ohr, wie groß sein Verlangen sei. Mit diesem Bild ist es nicht vorbei. Der französische Autor Laurent Binet geht in seinem Roman noch weiter: "Bianca zittert vor Lust. Simon flüstert ihr zu, mit einer Autorität, die er vorher nie verspürt hatte: 'Lass uns einen Verbund eingehen.'"

Mit diesen ungelenken Formulierungen hat sich Binet für den diesjährigen Bad Sex in Fiction Award qualifiziert. Die Auszeichnung, die mit einem Augenzwinkern vergeben wird, soll "auf die grobe, geschmacklose, oft nachlässige Verwendung redundanter sexueller Passagen" hinweisen und "ihr entgegenwirken".

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Venetia Welby: Mother of Darkness

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Quelle: Stas Svechnikov/Unsplash

Mit der Britin Venetia Welby ist nur eine einzige Frau unter den Nominierten. Ihr Debütroman spielt im gentrifizierten Londoner Stadtteil Soho und enthält folgende Szene in der Morgendämmerung:

"Teras Augen weiten sich und reflektieren das Licht, Kristallkugeln in Zeit und Raum. Sie seufzt in Farben, als sie ihr weißes Kleid von dem engelsgleichen Fleisch ablegt, das vor dem dunklen, düsteren Bett leuchtet".

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Neil Griffiths: As A God Might Be

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Quelle: Anna Sastre/Unsplash

Der britische Autor Neil Griffiths ist mit folgender Szene unter den Nominierten gelandet: "Vielleicht war er nicht richtig bei der Sache, weil er an Kierkegaard und Sokrates dachte. Wenn aus Lust, Liebe, ihrer Vollendung - der Schönheit von all dem - nicht große Weisheit entspringe, dann macht man etwas falsch. 'Küss mich nochmal.'"

Vor Prominenz macht der Preis nicht Halt. Bestsellerautor Jonathan Safran Foer war mit "Hier bin ich" bereits in der engeren Auswahl, Sänger Morrissey hat den Preis 2015 sogar gewonnen. Und Donald Trump hätten die Leser sehr gern für seine als "locker room talk" bekannten sexistischen Äußerungen ausgezeichnet. Aber dafür hätte sie der US-Präsident aufschreiben müssen.

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Jarett Kobek: Future Won't Be Long

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Quelle: Michael Prewett/Unsplash

Ausufernde Metaphern seien das größte Problem, wenn es um die Schilderung von Sex in der Literatur gehe, sagt Frank Brinkley von der Literary Review. Wohin das führen kann, zeigt Jarett Kobek eindrücklich. Der Amerikaner bedient sich elektrischer Sprachbilder und beschreibt den Geschlechtsakt in seinem Roman als "Dialog zwischen zwei Körpern, elektrische Impulse, die über Fleisch und Knochen übertragen werden." Als müsse er sich zwanghaft zügeln, wendet sich Kobek schließlich direkt an den Leser: "Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin nicht Ihre süße Prinzessin. Wir fickten, wir fickten, wir fickten, wir fickten, wir fickten, wir fickten."

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Wilbur Smith (und David Churchill): War Cry

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Quelle: Jakob Owens/Unsplash

Auch Bestsellerautor Wilbur Smith könnte in diesem Jahr mit dem Bad Sex in Fiction Award ausgezeichnet werden - für die folgende Sexszene am Strand.

"'Ich werde dich jetzt nehmen', sagte Leon. Er führte sie zurück an den Strand, wo der Sand trocken war. Dann nahm er ihr den Mantel ab, legte ihn auf den Boden und sie legte sich darauf. 'Christ!', murmelte er, und streckte sich auf ihr aus. 'Es ist so kalt. Ich könnte Erfrierungen an meinem Schwanz kriegen.' Sie lachte schnurrend. 'Dummer Kerl. Warum steckst du ihn nicht an einen Ort, wo es heiß ist?'"

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Simon Wroe: Here Comes Trouble

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Quelle: Mallory Johndrow/Unsplash

Über das Animalische des menschlichen Körper lässt sich Simon Wroe aus. "Ein angezogener Körper ist immer menschlich oder menschenhaft, ein nackter Körper immer animalisch oder einem Tier ähnlich." Erst bei näherem Hinsehen enthülle sich die Wildheit eines Körpers in seiner Fülle: "Man ist dazu verleitet, nicht völlig menschlich zu denken. Man wird animalisch."

Wer den Bad Sex Award 2017 gewinnt, wird am 30. November verkündet.

© SZ.de/cag/doer
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