Ausstellungen:Fest-Licht-Spiele und Sahnehäubchen

Paul Klee lockt 2018 in die Pinakothek der Moderne, die Alte Pinakothek wird mit den Florentinern wiedereröffnet - und die Neue muss noch ein Jahr durchhalten

Von Evelyn Vogel

Es sei an der Zeit, sagte der für die Klassische Moderne zuständige Sammlungsleiter Oliver Kase, Paul Klee endlich in einer großen monografischen Ausstellung in der Pinakothek der Moderne zu würdigen. Denn obwohl dieser "Meister des kleineren Formats" so bekannt und "eine Säule" der Sammlung sei, habe es seit der Eröffnung der Pinakothek der Moderne vor 15 Jahren noch keine eigene Klee-Ausstellung gegeben. Wie wichtig den Staatsgemäldesammlungen das Werk Klees ist, ist kein Geheimnis. Nicht umsonst hat man vor zwei Jahren in einem gewaltigen Kraftakt und mit viel finanzieller Unterstützung diverser Stiftungen und der Pin-Freunde das Bild des "Pastor Kohl" von Paul Klee erworben.

Paul Klee Pinakothek der Moderne

Paul Klee: "Abenteurer-Schiff", 1927

(Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlung)

Nun also will man mit der Schau "Konstruktion des Geheimnisses" diesen Meister der Klassischen Moderne gebührend würdigen. Dazu hat man den Fokus auf die 1920er Jahre gelegt, jener Zeit, als Klee am Bauhaus den dortigen Rationalismus in Frage stellte und nach einer Balance zwischen "Konstruktion und Intuition" strebte, wie Kase ausführte. In diesem Spannungsfeld, in dem er versuchte, in seinem Werk Rationalität und Emotionalität zu einer Symbiose zu führen und eine Brücke "zwischen rationaler Selbstverpflichtung und einer romantischen Sehnsucht nach dem Unendlichen" zu schlagen, schuf Klee eine Vielzahl von Werken, die beide Saiten bildlich zum Klingen bringen.

Bayerische Staatsgemäldesammlungen; Pipilotti Rist Pinakothek der Moderne

Pipilotti Rist: "Himalaya Goldsteins Stube", 1998/99

(Foto: Nicole Wilhelms / Pipilotti Rist)

Die Pinakothek der Moderne hat in Ergänzung zu dem eigenen umfangreichen Klee-Bestand 125 Arbeiten als Leihgaben zur Verfügung gestellt bekommen. Vieles stammt aus Deutschland (der "Mondaufgang" von 1915 aus dem Museum Folkwang in Essen) und der Schweiz ("Ad marginem" von 1930 aus dem Kunstmuseum Basel) und vor allem aus dem Zentrum Paul Klee Bern ("Springer" und "Schwebendes", beides von 1930), um nur einige Beispiele zu nennen. Aber auch aus öffentlichen wie privaten Sammlungen in den Niederlanden, den USA und in Japan kommen Stücke, "die man lange nicht mehr oder noch nie gesehen hat", verspricht Kase. Außerdem sind Werke aus dem Franz-Marc-Museum in Kochel dabei, denn das Projekt ist in Kooperation mit diesem entstanden.

Peter Doig Pinakothek der Moderne

Peter Doig: "Metropolitain (House of Pictures)", 2004

(Foto: Peter Doig, VG Bildkunst, Bonn 2017)

In zehn Sälen im Westflügel soll diese erste große monografische Ausstellung zu Paul Klee von Ende Februar 2018 an in der Pinakothek der Moderne stattfinden. Man habe dafür eine außergewöhnliche Ausstellungschoreografie entworfen, lockte Kase, ohne Näheres zu verraten. Im Rahmen eines umfassenden Begleit- und Vermittlungsprogramms werden auch die wichtigsten internationalen Klee-Sammler zu einem Symposium erwartet, um unter anderem die Bedeutung Klees auf dem aktuellen Kunstmarkt zu diskutieren. Und während man in früheren Zeiten vielleicht einen Kalender oder ein Puzzle aufgelegt hätte, um Klee in populistische Sphären zu transportieren, legt man im digitalen Zeitalter eine App auf, mit deren Hilfe man seinen eigenen Klee konstruieren kann. Darüber hinaus wird die auf die Klassische Moderne spezialisierte Galerie Thomas gegenüber eine Klee-Ausstellung präsentieren. Kase jedenfalls verspricht für 2018 "Klee-Festspiele" in München.

Das Jahr 2018 wird aber auch von der Wiedereröffnung der Alten Pinakothek geprägt werden. Die Sanierungsarbeiten in den Ausstellungssälen sollen im Sommer abgeschlossen sein. Die Umgestaltung des Foyers und des Eingangsbereiches wird sich möglicherweise bis in den September hinziehen. Doch bis zur Eröffnung der Florentiner Malerei Ausstellung im Oktober 2018 soll die Alte Pinakothek in jedem Fall in neuem Lichte strahlen. Der größte Unsicherheitsfaktor bei der Planung für das kommende Jahr ist für den Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Bernhard Maaz die Neue Pinakothek. Die sollte für die Generalsanierung bereits 2018 geschlossen werden. Weil aber ihre ältere Schwester bekanntermaßen nicht rechtzeitig fertig wurde und anscheinend noch immer kein passendes Ausweichquartier für die Mitarbeiter zur Verfügung steht, muss man nun offensichtlich mit viel gutem Willen und mit Hilfe aller nur möglichen Ausnahmegenehmigungen noch 2018 durchhalten. Da tröstet es auch wenig, dass der neu vorgestellte Sammlungsführer zur Modernen Kunst in der Pinakothek der Moderne von Maaz als "Sahnehäubchen" gelobt wird.

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