Ausstellungen:Bier und Bau

Die Pläne des Germanischen Nationalmuseums

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Insgesamt 405 000 Besucher zählte das größte kulturgeschichtliche Museum im deutschen Sprachraum im Jahr 2017. Und auch dieses Jahr beginnt süffig im Germanischen Nationalmuseum, mit einer Studioausstellung zu den Strategien der Produktwerbung zwischen 1890 und 1960. "Warenzauber in Produktplakaten und Werbefilmen" heißt es von Donnerstag an in Nürnberg. Zwölf Monate lang ist zu sehen, wie sich Berufsbilder gewandelt haben. Das des Bauarbeiters etwa, der noch vor 60 Jahren als offenbar idealer Werbeträger für Bierkonsum herhalten musste. Auf einem Plakat, das für "Palmbräu" wirbt, sieht man eine Gruppe von Bauarbeitern, die in kollegialer Runde auf das Geleistete anstoßen. Warum im Hintergrund ein Torso aus chaotisch aufgestapelten Backsteinen zu erkennen ist, bleibt das Geheimnis der damaligen Werber.

Weitere Objekte lassen ahnen, dass Suppenwürze und Waschmittel den historischen Werbemarkt über Jahrzehnte doch deutlich dominierten. In einem der ersten Werbeclips von 1912 ist zu sehen, wie Maggi-Flaschen zum Leben erweckt werden und sich rhythmisch im Takt drehen. Die Präsentation ist Teil einer Reihe, die thematisch sortierte Beispiele aus der "Nürnberger Plakatsammlung" vorstellt. Sie wurde dem Nationalmuseum vom Verein der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und der Akademie für Absatzwirtschaft als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.

Um fast 15 Prozent konnte das Haus die Besucherzahlen im vergangenen Jahr steigern, Generaldirektor Ulrich Großmann zeigt sich angetan davon. Vor allem die Sonderausstellungen über Karl IV. und Luther wurden hochgelobt und zogen Publikum. Diese Zahlen im Jahr 2018 wieder zu erreichen, dürfte schwierig werden. Für Großmann ist der Publikumszuspruch aber ohnehin nicht der maßgebliche Parameter für den Erfolg des Hauses: "Wir sind eine Forschungsinstitution", sagt er. Da sind gute Besucherzahlen schön - aber eben nicht der einzig glücklich machende Faktor.

Die erste Sonderausstellung 2018 dürfte trotzdem Publikum anziehen. Die Schau "Licht und Leinwand. Fotografie und Malerei im 19. Jahrhundert" widmet sich vom 10. Mai an dem komplexen Verhältnis zwischen Malerei und Fotografie. 240 Exponate - Gemälde und frühe Fotografien - dokumentieren Aspekte einer ebenso vertrackten wie befruchtenden Wechselbeziehung. Eine kulturhistorische Entdeckungsreise verspricht auch die zweite Sonderschau. "Wanderland. Eine Reise durch die Geschichte des Wanderns" nähert sich vom 29. November an der Frage: Ist Wandern typisch deutsch?

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