Ausstellung:Tonkunst

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"Sommerliebe" hat Elisabeth Schweiker ihre Wasserspeier aus Porzellan genannt. (Foto: Galerie Handwerk)

Die Galerie Handwerk stellt Arbeiten der traditionsreichen Keramikschule Landshut vor

Von Jürgen Moises

Keramik - ist das Kunst, Handwerk oder Design? Eine schwierige Frage, die als exakte Differenzierung am Ende wohl nur für den Theoretiker von Relevanz ist. Denn in der Praxis bewegt man sich als Keramiker fortlaufend zwischen diesen Polen. Insgesamt mehr als 200 Beispiele dafür gibt es in der Ausstellung "Keramikschule Landshut" in der Galerie Handwerk zu sehen. Die Exponate stammen von Schülern und Schülerinnen, von Lehrern und Leitern der ältesten deutschen Keramikschule, die am 4. November 1873 als "Königliche Töpferschule" in Landshut eröffnet wurde. Sie wurde damals gegründet, um die Töpfer auf dem Kröning, einer an Tonerde reichen Hügellandschaft nahe Landshut, technisch weiterzubilden und für den Wettbewerb zu stärken.

Heute kommen die Schüler der "Keramischen", wie sie von älteren Landshutern genannt wird, nicht nur aus dem Kröning, sondern aus der ganzen Welt, aus Japan etwa, aus den USA oder aus Chile. Die Schule genießt einen sehr guten internationalen Ruf. In Deutschland ist sie einzigartig, weil sie als einzige eine Grundausbildung im keramischen Handwerk ermöglicht. Als staatliche Berufsfachschule bietet sie einen dreijährigen Vollzeitunterricht, als staatliche Berufsschule eine berufsbegleitende Ausbildung und als Meisterschule für Keramik und Design ebnet sie den Weg zu Meisterprüfung. Das heißt, was hier "Keramikschule Landshut" heißt, sind eigentlich drei Schulen, und aus allen dreien sind Werke in der Ausstellung zu sehen.

Dementsprechend breit ist die Vielfalt an Techniken, Stilen und Motiven. Es gibt Übungs-, Wettbewerbs- und Meisterstücke, frei modelliert oder am Gebrauchswert als Schale, Teller oder Kachelofen orientiert. Sie wurden gedreht, gegossen oder geschnitten, montiert oder frei aufgebaut, glasiert oder mit Kobaltoxid eingerieben. Viele beeindrucken durch ihre handwerkliche Qualität, andere durch ihr originelles, spielerisches oder elegantes, klassisches Design. Was den "Kunstaspekt" betrifft, der kommt vor allem bei den für den innerschulischen Danner-Wettbewerb geschaffenen Werken zum Thema "Meer" zum Tragen. Zumindest wenn man unter Kunst die Zweckfreiheit und Freiheit in der Wahl der Form versteht.

Da die Ausstellung auch die Geschichte und Philosophie der Schule mit reflektieren will, sind neben Arbeiten von Lehrern und historischen Stücken aus dem Archiv auch Objekte von Schulleitern zu sehen: Von Otto Hufnagel zwei Tontauben, ein Büste und eine Dekorplatte, deren Motivik an Picasso erinnert, von Walter A. Heufelder ein Unterrichtsbuch und von Sigrid Barrett drei Studien für ein "Hemd", die wie archaische Handtaschen aussehen. Hufnagel war von 1955 bis 1975 Schulleiter und gab, nachdem sein Vorgänger dem Deutschen Werkbund und der Industrie sehr nahe stand, der Schule eine handwerklich-künstlerische Ausrichtung. Heufelder leitete von 1975 an eine Modernisierung ein und überarbeitete die Unterrichtsstruktur, während Barrett von 1988 an künstlerische Aspekte betonte.

Seit 2005 steht Annette Ody der Schule vor. Sie hat das "Offene Atelier" und die Sommerakademie gegründet und hat, wie man aus ihrer charmant-provokativen Ausstellungseröffnungsrede erfahren konnte, noch einige Pläne für die Zukunft. Ihr als "Ballade" vorgetragener Wunschkatalog beinhaltet: eine Stadtwerkstatt für Meisterschüler, Stipendien für "Stadtkeramiker", einen Showroom für junge Meister, einen Sommer-Keramik-Töpfermarkt, sowie eine vergrößerte Keramik-Dauerausstellung in der Landshuter Residenz. Sollten diese Wünsche alle wahr werden, wird man sicher auch in Zukunft noch von der Keramikschule Landshut reden. Ganz konkret geschieht das auch schon an den nächsten Donnerstagen, an denen in der Galerie Gespräche über junge Keramik (26. Jan.), Kachelöfen (9. Feb.) und die Ausbildung an der Keramikschule (16. Feb.) stattfinden.

Keramikschule Landshut, bis 18. Feb., Galerie Handwerk, Max-Joseph-Str. 4

© SZ vom 20.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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