Ausstellung:Tier und Kunst

Ausstellung: undefined
(Foto: Martin Hahn)

Die scheidende Chefin des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe beendet ihre Dienstzeit mit Affen, Elefanten und Einhörnern. Eine großartige Ausstellung.

Von Till Briegleb

Man muss mit ihnen frühmorgens nicht raus und auch nie ihren Stall sauber machen, aber niedlich und ansprechbar sind sie trotzdem. Tiere in der Kunst begleiten mindestens so treu die Geschichte der Menschheit wie ihre organischen Vorbilder. Von den ersten Höhlenmalereien über die niederländischen Stillleben mit Hund oder Fliege zum Dürer-Hasen und Paddington-Bär ist der tierische Wandschmuck (alternativ als Nippes oder Plüschtier aus dem Museumsshop) ständiger Gast in unseren Behausungen. Sabine Schulze, die scheidende Direktorin des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe, beendet ihre hoch erfolgreiche Epoche an dem Haus jetzt mit einem Bildspaziergang durch die faunische Motivlage.

Ganz im Sinne der Grundhaltung ihrer Arbeit, gesellschaftlich relevante Themen mit kulturkritischen Ausstellungen zu beleuchten - wie sie es mit Plastikmüll und Mode genauso getan hat wie mit der Raubkunst in der eigenen Sammlung -, steht auch diesem Bilderzoo ein aufklärerisches Motto voran: "Respekt" für die Individualität und Verletzlichkeit der Wesen zu wecken, die wir töten, essen und ausrotten, aber auch streicheln, lieben und posten.

Vor allem die Vermenschlichung des Tieres durch die Künstler als Bereitschaft, die seelische Nähe zwischen den Gattungen zu betonen, zieht sich als Motiv durch die sehr breite Themenauswahl. Als Mischwesen aus Mensch und Elefant an Felswänden oder als tierköpfige Gottheiten der alten Ägypter war die Wesensverwandtschaft in archaischen Zeiten selbst bei der Jagd und im Glauben noch sehr präsent. Später tauchen Affen allegorisch und satirisch als Kunstrichter oder Hofmusiker auf. Und vom Comiczeitalter an sind Enten, Mäuse und Bären die heimlichen Erzieher im Kinderzimmer.

Es lässt sich keine menschliche Gefühlsregung oder Erfahrung finden, die nicht durch spezifische Lebewesen verbildlicht worden wären. Von der Weisheit bis zum Albtraum findet sich in der künstlerischen Metaphernsuche fast als erstes ein passendes Tier ein. Und auch die Flucht in die Fantasie verwandelt sie in übernatürliche Geschöpfe für die Reflexion unserer Wünsche (das Einhorn) und Ängste (King Kong). Ein wenig mehr Respekt für die Arche des Lebens wäre also tierisch nett von uns.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: