Als Provokation müssen Künstler nach Auffassung Noevers auch Benettons Vorhaben empfinden, bei "Imago Mundi" eine Art Weltarchiv der Kunst anzulegen, und zwar in Form von Schenkungen. Die einzige Kompensation, die er bietet, ist die Weltöffentlichkeit, der die Sammlung kostenlos präsentiert wird. Je größer die Kollektion als Ganzes ausfällt, desto unbedeutender wird allerdings gleichzeitig der Beitrag jedes teilnehmenden Künstlers. Das individuelle Ego, das schon immer die treibende Kraft von künstlerischen Erschaffern war, muss sich bei "Imago Mundi" hintanstellen.
Was die schiere Masse angeht, ist für diese erdumspannende Sammlung kein Superlativ zu groß. In der aktuellen Ausstellung des Projekts "Map of the New Art" im Palazzo der Giorgio-Cini-Stiftung auf der Insel San Giorgio Maggiore in der Lagune von Venedig hängen Exponate von 6930 Künstlern aus 40 Ländern, darunter Iran, Griechenland, Mexiko, Chile, Syrien und Tibet.
Doch das ist nur ein kleiner Ausschnitt des bislang bestehenden Archives. Bis Ende des Jahres wird es auf 100 000 Werke von 20 000 Urhebern angewachsen sein.
Blick über die Lagune von Venedig auf den Palazzo der Giorgio-Cini-Stiftung auf der Insel San Giorgio Maggiore.