Ausstellung:Hai am Horizont

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Die Münchner Künstlergruppe "Super+" zeigt im Muca Fotos ihrer erfolgreichen "Phoenix"-Performance

Von Evelyn Vogel

Dass es ein großes Wagnis werden würde, war der Münchner Künstlergruppe "Super+" von vornerein klar. Doch die Sehnsucht des Bildhauers und Multimediakünstlers Alexander Deubl, des Malers Christian Muscheid und des Produktdesigners und Innenarchitekten Konstantin Landuris, ihre "Phoenix"-Performance vor Mauritius zu verwirklichen, war größer als alle Bedenken. Am Ende und gegen alle Unbill der Natur gelang der "Flug des Phoenix" über dem Indischen Ozean. Entstanden sind dabei berauschende Bilder des quecksilbrigen, mit Helium gefüllten Objekts, das sich manchmal wie ein Hai, der das Maul weit aufreißt, steil in die Lüfte erhebt, manchmal flach gewölbt wie eine fette Qualle über dem Wasser hängt - Land und Meer widerspiegelnd. Die beeindruckenden Fotografien von Alexa von Arnim sowie eine Videodokumentation sind nun als Ausstellung im Museum of Contemporary and Urban Art zu sehen. Außerdem werden dokumentarische Fotos und Ausstellungsgegenstände der vorangegangenen Performances, die im Englischen Garten und vor den Pinakotheken in München sowie dem Eiffelturm in Paris stattfanden, gezeigt.

Bis die Performance im Februar im Indischen Ozean aber tatsächlich in voller Pracht gelingt, sind etliche Hindernisse zu überwinden. Die Boxen mit dem Material hängen im Zoll auf Mauritius fest und werden erst am vierten Tag freigegeben. Dann erweist sich der ursprünglich vorgesehene Startplatz an den Alexandra-Wasserfällen als ungeeignet. Als am sechsten Tag der erste Versuch vom Strand der als "Kokosnussinsel" bekannten Île aux Bénitiers vor der Südwestküste unternommen wird, frischt der Wind nach einiger Zeit so sehr auf, dass die Böen große Löcher in die Skulptur reißen und die Performance abgebrochen werden muss.

Zwei Tage später rutscht eines ihrer Allradfahrzeug acht Meter tief einen Steilhang hinunter und kann erst in einer zweistündigen Rettungsaktion geborgen werden. Zwischenzeitlich hat "sintflutartiger Platzregen" eingesetzt, der die Suche nach dem perfekten Startplatz erschwerte, wie die Künstler in ihrem Logbuch schreiben. "Die Straßen verwanden sich streckenweise in reißende Flüsse und ein Truck vor uns verliert seine Antriebswelle." Eine einsame Bucht hinter der Anhöhe des Le Morne wird schließlich als neuer Startplatz ausgewählt.

Nachdem die Ausrüstung herangeschafft ist, lässt das Team das zweite Exemplar des Phoenix steigen - als Namenspatron diente übrigens der Abenteuerfilm "Der Flug des Phoenix" aus dem Jahr 1965. Mit Seilen dirigieren die Künstler das Objekt, während sie im vom Regen braun gefärbten Indischen Ozean stehen. "Wie flüssiges Quecksilber wabert der Phoenix über dem Wasser und wandelt stetig seine Form", schreiben sie begeistert. Der Sonnenuntergang sorgt für eine dramatische Lichtstimmung. Nach etwa drei Stunden endet die Performance - und Alexander Deubl, Christian Muscheid und Konstantin Landuris lächeln nass und erschöpft, aber glücklich in die Kamera.

Flight of the Phoenix , Muca - Museum of Contemporary and Urban Art, Hotterstraße 12, Vernissage und Künstlergespräch: Do., 5. Juli, 19 Uhr, bis 10. Juli, tägl. außer Di. 10-20 Uhr.

© SZ vom 04.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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