Ausstellung:Es fehlt an Mut und Wertschätzung

Ausstellung: Den Kreativen dieser Stadt gewidmet: "Heroes" von Mirko Borsche.

Den Kreativen dieser Stadt gewidmet: "Heroes" von Mirko Borsche.

(Foto: Bureau Borsche)

Mirko Borsches Installation "Heroes" im Foyer des Referats für Arbeit und Wirtschaft und eine Diskussion über den Kreativstandort München

Von Evelyn Vogel

Mitunter kann man den Eindruck gewinnen, bevor es in München das Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft gab, müssen die Kreativen dieser Stadt völlig aufgeschmissen gewesen sein, wenn es darum ging, sich zu präsentieren, zu vermarkten, sich weiterzubilden oder sich zu vernetzen. Dabei mussten Menschen, die in der Kreativwirtschaft arbeiten, schon immer - nun ja, kreativ - sein, um zum Ziel zu kommen. Natürlich ist es gut, wenn auf Politik und Wirtschaft noch mehr eingewirkt wird, damit auch dort die Erkenntnis reift: Kreativwirtschaft ist keine Umschreibung für Künstler, die in der Kneipe hocken, sondern ein durchaus bedeutsamer Wertschöpfungs-, Arbeitsplatz- und Standortfaktor.

Gut also, wenn über die Schnittstelle zwischen Kreativität und Wirtschaft mehr geredet wird. Wenn deutlich gemacht wird, dass Kreativwirtschaft ihr Geld wert ist und deshalb auch anständig bezahlt werden sollte. Jeder Arbeiter kriegt seinen Lohn. Die Kreativen bedenkt man allzu oft mit einem feuchten Handschlag und schönen Worten nach dem Motto: "Seid doch froh, dass wir euch erwähnen."

Im ganzen Gewurle um das nun seit etwa einem Jahr existierende Kompetenzteam darf man aber nicht vergessen, dass es in München schon seit gut sechs Jahren ein städtisches Pilotprojekt gibt, das ebenfalls an das Referat für Arbeit und Wirtschaft angedockt ist und versucht, der Kultur- und Kreativwirtschaft zu mehr Geltung zu verhelfen: die "Platform" in der Kistlerhofstraße. Dort kümmert man sich unter anderem um Qualifizierungsangebote, Bereitstellung von Arbeitsräumen und Ateliers, Präsentationen, Kooperationen und Auftragsvermittlung.

Um an die mehr als 600 Akteure aus der Kreativwirtschaft, mit denen man bislang gearbeitet hat, zu erinnern, hat die "Platform" den ebenfalls für sie tätigen Designer Mirko Borsche beauftragt, im Foyer des Referats für Arbeit und Wirtschaft eine Installation zu realisieren. Dort sind nun in einer zwölfteiligen Bodenarbeit die Namen der "Platform-Helden" unterschiedlich grafisch aufbereitet. Die einzelnen Leuchtkästen erinnern auf den ersten Blick an Werbeplakate für Rockgiganten. Im Zusammenspiel gewinnt die Installation so etwas wie einen Mahnmalcharakter.

Bei der Vernissage sprachen Borsche, Elisabeth Hartung von der "Platform" und der Journalist Oliver Herwig über München als Kreativstandort und das Verhältnis von Kreativen zur Stadt und machten deutlich, es fehlt der Stadt und den Wirtschaftsunternehmen vor allem eines: Mut.

Mut, neue Wege einzuschlagen und Wagnisse einzugehen. Und wenn ein international renommierter Designer wie Borsche schon eingestehen muss, Aufträge wie die für die "Platform" oder die Neue Sammlung oder die Staatsoper seien "keine Jaguar-Jobs", dann muss man sich wirklich fragen, wann die Gesellschaft endlich den Mut aufbringen wird, Kreativität ordentlich zu bezahlen. Ob die Wirtschaft bereit ist für die Kunst, darüber diskutieren am Dienstag, 10. Mai, um 19 Uhr an gleicher Stelle Bürgermeister Josef Schmid, Sabine Bendiek von Microsoft Deutschland, Peter Hofbauer als Vertreter der Unicredit Bank Austria und Rupert Hofmann von Audi mit Elisabeth Hartung.

Heroes. Installation von Mirko Borsche im Auftrag der Platform, Referat für Arbeit und Wirtschaft, Herzog-Wilhelm-Straße 15, jederzeit einsehbar

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