Ausstellung:Drei Herren unterwegs

Das Jüdische Museum zeigt Bilder von Eran Shakine, der das Verhältnis der Weltreligionen einmal locker nimmt

Von Jürgen Moises

Eran Shakine

Man lernt doch nie aus im Leben: Hier treffen die drei auf Buddha.

(Foto: Eran Shakine)

Es ist schon unglaublich, was die drei schon alles zusammen erlebt haben. Sie haben Buddha getroffen und Moses besucht, sie haben oben an der Himmelstür geklopft und gemeinsam versucht, den Plan Gottes zu ergründen. Auch bei der Tour de France sind sie gewesen, sie sind auf dem nordpazifischen Ozean geschwommen und waren sogar zu dritt im Weltall. Bei so vielen gemeinsamen Abenteuern dürfte man eigentlich annehmen, dass die drei Herren mit ihren Zylindern und in ihren eleganten Anzügen inzwischen die allerbesten Kumpels sind. Aber wenn man ihre Namen ließt, dann ist man sich da plötzlich nicht mehr ganz so sicher. Denn sie heißen: "a muslim, a christian and a jew", also ein Muslim, ein Christ und ein Jude.

Recht viel mehr ist über die drei Männer an persönlichen Hintergründen nicht zu erfahren. Sieht man sie sich an, dann wirken sie auf jeden Fall ein bisschen aus der Zeit gefallen. Und das soll, fragt man ihren Erschaffer, den israelischen Künstler Eran Shakine, auch genau so sein. "Sie sollen wie Entdecker aus dem 19. Jahrhundert aussehen", erklärt der 1962 in Tel Aviv geborene Shakine, der dort nach den Stationen Paris, London und New York inzwischen wieder lebt. Die Inspiration dazu gab ihm Jules Verne. Das war 2006, seitdem arbeitet Shakine bereits an seiner Serie, von der ausgewählte Arbeiten unter dem Titel "A Muslim, a Christian and a Jew" nun im Jüdischen Museum in München zu sehen sind.

Ausstellung: Hier klopfen die drei an die Himmelstür.

Hier klopfen die drei an die Himmelstür.

(Foto: Eran Shakine)

Die Ausstellung ist eine Übernahme aus dem Jüdischen Museum in Berlin, wobei diese in Teilen verändert und aktualisiert wurde. Neu sind etwa zwei kurze Animationsfilme sowie drei Scherenschnitte. Eine künstlerische Technik, die eine lange osteuropäische, jüdische Tradition hat. Und an diese heute als jüdischer Künstler anzuknüpfen, findet Shakine einen schönen Gedanken. Sein Hauptinstrument ist aber die Ölwachskreide, mit der Shakine mit lockerer und sicherer Hand seine teilweise von der Street Art inspirierten Figuren hinwirft.

Die sieht man auf einem gezeichneten Time-Cover übrigens auch mit ihrer Mutter. Die Titelschlagzeile: "Mutter bringt eineiige Drillinge zur Welt: einen Muslim, einen Christen und einen Juden." Was einen an die drei identischen Ringe in der berühmten Ringparabel denken lässt. Nur kommt deren zentraler Gedanke von dem Verbindenden zwischen den Religionen bei Shakine nicht so bedeutungsschwer daher, sondern mit einem klugen und entwaffnenden Humor. "Ich interessiere mich sehr für Illusionen", erzählt Shakine, dessen Eltern Schoa-Überlebende sind. "Und die größte Illusion heute, das ist die Wahrheit."

Eran Shakine: A Muslim, a Christian and a Jew, bis 21. Okt., Jüdisches Museum, St.-Jakobs-Pl. 16

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: