Ausstellung:Der Geschichtenzeichner

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Vorbelastet: Thomas Bunks Vater war Maler und Bühnenbildner, der Sohn trieb sich auf vielen kulturellen Feldern herum, bis er zu Stift und Farbe fand.

(Foto: oh)

Thomas Bunk kam durch die Literatur zum Comic, schaffte in New York den Durchbruch und stellt nun im Amerikahaus aus

Von Jürgen Moises

Es hat sich einfach so ergeben. Das mit den Comics, mit Amerika, den "Garbage Pail Kids" und dem Einstieg beim MAD-Magazin. Die Rückkehr ins deutsche Comic-Bewusstsein über den "Strizz"-Zeichner Volker Reiche, den er 2006 und 2008 bei der FAZ vertrat, die aktuelle Ausstellung im Amerikahaus und nicht zuletzt der Peng-Preis, den er am 6. Juni auf dem Münchner Comic-Festival für sein Lebenswerk bekommt. Laut Tomas Bunk hat sich all das einfach so ergeben. Ist zufällig passiert oder aus Glück. Dass er seine Comic-Karriere nicht so geplant hat, das glaubt man sofort. Denn als er 1976 den Entschluss zum Zeichnen fasste, gab es so etwas wie eine deutsche Comicszene nicht. Die bildete sich erst ein paar Jahre später in Berlin und Frankfurt heraus. Es gab keine Comic-Verlage oder -Magazine, und die Tageszeitungen bevorzugten eher politische Karikaturen. Welche Pläne sollte man da also haben?

Warum er dann überhaupt beim Comic-Zeichnen gelandet ist? "Weil mich die Literatur interessiert hat, das Geschichtenerzählen, Bühnenbild und das Theater, die Akteure in den Comics sind ja auch wie Schauspieler", so Bunk, der in Hamburg Bühnenbild studiert, danach in Berlin alle möglichen künstlerischen Techniken ausprobiert und sogar einen Roman geschrieben hat. Im Comic kam nun all das für ihn zusammen. Plus Humor. Oder wie er diesen auf seine eigene schöne Weise definiert: Seine Neigung, "den Leuten ein Bein zu stellen". Für die "ernste Kunst", wie sie sein Vater Rudolf G. Bunk als Maler und Bühnenbildner betrieb, war er damit jedenfalls verloren. "Vielleicht war das auch mein Weg, um mit meinem Vater nicht zu konkurrieren."

Ein erster wichtiger Karriere-Schritt gelang ihm dann über die Zeitschrift Pardon, für die er "Karsten Dose" schuf, seine erste Serien-Figur. Später arbeitete er bei der Zeitschrift Hinz & Kunz und für den Semmel-Verlach, der in den 1980ern mit "Werner" groß durchstartete. Diese Anfangsjahre sieht der 1945 im kroatischen Split geborene Bunk, der auch heute noch ausschließlich mit der Hand zeichnet, als wichtige Lehrzeit. "Technisch besser zu werden", das war für ihn schon immer wichtiger als finanzieller Erfolg. Der kam dann aber, in New York, wo er der Liebe wegen 1983 hinzog. Weil er dort niemanden kannte, ging er irgendwann zum "Maus"-Zeichner Art Spiegelman, der damals mit Raw das beste Comic-Magazin der Welt leitete. Und der hatte tatsächlich einen Job. Nicht bei Raw, sondern bei Topps, für die Bunk an der Sammelkarten-Serie "Garbage Pail Kids" arbeitete. Diese wurde weltweit zum Kult, in Deutschland wurde sie verboten. Beste Voraussetzungen für das MAD-Magazin also, für das Bunk seit 1990 arbeitet.

Aus Bunks MAD-Zeit stammen auch die meisten Bilder der Ausstellung, viele geprägt von Bunks besonderem "Wimmelstil": Szenerien, die vor Figuren und Aktionismus geradezu bersten. Ausgewählte Bunk-Illustrationen für das Magazin Quantum, die den MAD-Humor in die Wissenschaft holen, sind ebenfalls zu sehen, und als vielleicht wichtigste Exponate: Bunks zweiteilige Comic-Autobiografie, die humorvoll und mit Liebe zum Detail die wichtigsten Stationen der ungeplanten Karriere des aktuellen Peng-Preisträgers schildert.

MAD Bunk - ein deutscher Comiczeichner in New York, bis 10. Juli, Amerikahaus, Karolinenplatz 3

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