Ausstellung:Das Spiel mit dem Licht

Gaby Terhuven

Lichtphänomene fängt Gaby Terhuven mit ihrer mehrschichtigen Glasmalerei ein, hier ein Detail aus "G 12-14" (2014).

(Foto: Gaby Terhuven)

Gaby Terhuven steht als zeitgenössische Künstlerin in der Tradition der Hinterglasmalerei. Im Schlossmuseum Murnau sind ihre Werke zu erleben, die gerade im Vorbeigehen wirken

Kolumne von Sabine Reithmaier

Lichtbrechungen, Reflexionen, Schattenspiele - Gaby Terhuvens Bildobjekte gleichen jenen kurzen Momenten, in denen Licht und Schatten unentwegt neue Formen bilden. Doch kaum nimmt man sie wahr, verändern sie sich. Jede Bewegung, jeder Wechsel der Sichtposition verändert die Arbeiten. Die Flüchtigkeit der Wahrnehmung ist denn auch das erklärte Thema der Düsseldorfer Künstlerin, deren Werke das Murnauer Schlossmuseum gerade präsentiert.

Die Arbeiten passen gut in dieses Museum. Denn Gaby Terhuven malt auf Glas, lässt sich also gut in der Tradition der Hinterglasmalerei verorten, die in Murnau durch die Sammlungen Udo und Hedi Dammert sowie Wilhelm Gartner schon lange beheimatet ist. Auch gehört es seit etlichen Jahren zum Konzept des Museums, das ausgezeichnete Angebot an traditioneller Hinterglasmalerei durch zeitgenössische Positionen zu erweitern, etwa durch Terhuvens Triptychon "G6/09" (2009), ein Werk, das lange Zeit das aktuelleste Bild der Dauerausstellung war.

Terhuven spielt, wie alle Hinterglasmaler, mit dem Licht. Allerdings konstruiert sie ihre Bilder streng, arbeitet seriell und erzeugt mit ihren Liniensystemen einen ganz eigenen Rhythmus. Für ihre Arbeiten verwendet sie jeweils zwei Glasscheiben, die sie auf Vorder- und Rückseite mit Ölfarbe bemalt und dann mittels eines durchsichtigen Abstandshalters hintereinander montiert. Vier Bildebenen also, die sie höchst komplex zusammenfügt zu einer Komposition, die sich wiederholt und verdichtet, Strukturen unterbricht und wieder aufnimmt.

Dass das doppelwandige Bildobjekt seitliche Einblicke in sein Inneres erlaubt, erhöht die transparente Räumlichkeit. Versuche, mit den Augen eine Linie konsequent zu verfolgen, scheitern; es flirrt und flimmert vor den Augen, Sehirritationen, die an Op-Art denken lassen.

Die Farbauswahl geschehe intuitiv, sagt Terhuven beim Rundgang. "Ich möchte Stimmungen schaffen." Sie bevorzugt fein abgestufte, eher gebrochene Farbmischungen, wobei die neueren Arbeiten kräftigere Farben aufweisen. Jede der teils sehr feinen, dünnen Linien malt sie mit dem Pinsel; die Herstellung der Werke kostet viel Zeit, allein das zwischendurch immer wieder notwendige Abkleben ist enorm aufwendig.

Anregungen holt sich Terhuven von sich wiederholenden Strukturen, die überall auftauchen: ein Wald mit dicht nebeneinander stehenden Bäumen oder eine wellige Wasseroberfläche. In der Ausstellung verlocken zwei Fotos zu dieser Interpretation, eines davon zeigt den Staffelsee.

Hinter den regelmäßigen Mustern, die Wellen zeichnen, schimmert die Horizontlinie in eigentümlichem Licht. Auch sie ein Raster, das die jüngsten Arbeiten Terhuvens aufgreifen. Die der Ausstellung den Titel gebende Serie "Lichtungen", großformatige Bleistiftzeichnungen auf Karton, beziehen sich auf Horizontlinien. Trotz der Eindimensionalität wirken die Zeichnungen ungeheuer räumlich, fast so, als könne man in ihren modulierten Schraffuren blättern. Wie exakt Terhuven ihre Bilder plant, verraten die Skizzenbücher und die maßstabsgetreuen Vorzeichnungen, die in Vitrinen zu sehen sind.

Einige ihrer Arbeiten hat die Künstlerin, die an der Fachhochschule für Kunst und Design in Köln Malerei studiert hat, eigens für den großen Raum des Museums entwickelt. Wie Eckhalter hat sie die einzelnen Elemente platziert, eine beschwingte Variante in Rot, eine andere in bläulichen Violetttönen. Eine weitere vielteilige Arbeit durchzieht in sich kreuzenden Systemen eine lange Wand; Rhythmus und Farbverschiebungen erschließen sich im Vorbeischlendern. Ein nahezu unendliches Wechselspiel von Farben, Formen und Licht.

Gaby Terhuven: Lichtungen, bis 25. Februar, wochentags 13 bis 17 Uhr, Sa., So. 10 bis 17 Uhr, Schlossmuseum Murnau.

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